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Menschenmassen am Strand von Barceloneta.

Foto: AP/Manu Fernandez

Er steht im Weg, er lässt seinen Müll überall liegen, er lärmt und er trägt diese schreckliche Socken-Sandalen-Kombination. Der Tourist ist eine Spezies, die so lange willkommen ist, wie sie Geld einbringt und unauffällig ist. Nimmt seine Präsenz zu - sei es in Zahlen, an Müllbergen oder Lautstärke -, dann ist die Toleranz vieler Einheimischer schnell ausgereizt.

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Demonstration gegen den Touristenansturm in Barceloneta.
Foto: APA/EPA/Marta Perez

Bloggen gegen schlechtes Benehmen

Barcelona ist ein Beispiel dafür, wie plötzlich das Fass überläuft. Seit Mitte August gehen hunderte Bewohner des ehemaligen Fischerviertels Barceloneta auf die Straßen. Der Auslöser, eine Gruppe nackter Urlauber, die durch das Zentrum spazierten, wirkt vergleichsweise harmlos. Was die Bewohner wirklich stört, ist der Massentourismus, der ihr ehemals beschauliches Viertel überrollt. Steigende Mieten und rücksichtsloses Verhalten seitens der Besucher zerren an den Nerven.

Der Blog "Don't be a tourist" versucht nun den Touristen auf spielerische Weise Benehmen beizubringen. In Wort und Bild werden Verhaltensregel aufgestellt, wie "Sei kein Tourist. Lass deine Hosen an" oder "Sei kein Tourist. Blockier nicht die Straßen".

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Trotz Rechtschreibfehlern eine unmissverständliche Aussage.

Verhaltenskodex für Berliner Szeneviertel

Aber nicht nur in Barcelona liegen die Nerven blank. Wer denkt, dass es für den Berliner nichts Schlimmeres gibt als den zugezogenen Schwaben, der ist nicht auf dem neusten Stand: In der deutschen Hauptstadt ist jetzt der Tourist Adressat einiger Bürgerproteste. Szene-Viertel wie Friedrichshain-Kreuzberg werden, nicht erst seit der Reiseführer Lonely Planet die einmaligen Ausgehmöglichkeiten dort hervorhob, vor allem von partywütigen Urlaubern überrannt. Der Ärger über die seit Jahren steigenden Touristenzahlen kann dort von Häuserwänden abgelesen werden: Graffitis mit Texten wie "Tourists piss off", "No yuppies" oder "No more Rollkoffer" prangen an den Fassaden.

In etwas anderen Worten kommentierte auch Monika Herrmann von den Grünen die Situation: Der Lärm der feiernden Besucher und deren rollbaren Gepäcks sei zu viel geworden, ein Verhaltenskodex solle her. Und siehe da: Der Tourismusverband hat nun zwar keinen Kodex veröffentlicht, aber ein paar Benimmregeln in seiner aktuellen Broschüre unter der Überschrift "In Berlin ist alles erlaubt, was nicht verboten ist" verfasst. Für 1,50 Euro bekommt man das handliche Heftchen nun im Tourismusbüro. Ob es ausgerechnet beim herumziehenden Partyvolk ein Bestseller wird, ist fraglich.

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Tolerant, aber nicht jedem gegenüber: Flüchtlinge sind im Berliner Innenhof willkommen, Touristen sollten lieber schnell kehrtmachen.

Hartes Durchgreifen auf Mallorca

Am Ballermann, bekannterweise das Paradies für jeden feierwütigen Touristen, scheint das Maßregeln der Besucher nun Wirkung zu zeigen. Zu Beginn der Reisesaison hatte der Gemeinderat der Inselhauptstadt Palma eine "Verordnung für ein zivilisiertes Zusammenleben" erlassen. Saufgelage unter freiem Himmel, öffentliches Urinieren, ruhestörenden Lärm oder Stadtbummel in Badekleidung wurden unter Strafe gestellt. Laut den Behörden sind die Benimmregeln ein großer Erfolg: Die "illegalen Aktivitäten" seien zurück gegangen und immerhin 18.000 Euro an Geldstrafen wurden einkassiert. Dass der Ballermann ein Vorbild beim Aufstellen von Verhaltensregeln wird, hätte wohl vorher niemand gedacht. (Britta Breuers, derStandard.at, 7.10.2014)