Es gibt Geräte, die bis zu ihrer Vorstellung ein gut gehütetes Geheimnis bleiben, und dann gibt es die Moto 360: Fast ein halbes Jahr vor der offiziellen Präsentation durch Motorola gab es die Smartwatch bereits öffentlich zu bestaunen. Und das hat durchaus gute Gründe: Ist die Moto 360 doch die erste runde Uhr mit Android Wear, und musste so kommunizieren, dass Googles Smartwatch-Betriebssystem von Anfang an sowohl auf rechteckige als auch runde Displays ausgelegt ist. Anfang September war es dann soweit: Motorola verkündete den Marktstart in den USA, andere Länder sollen in den kommenden Wochen folgen. Der WebStandard hat sich schon jetzt ein Exemplar besorgt, und die vergangenen Tage einer ausführlichen Betrachtung unterzogen, aus der die folgenden Eindrücke resultieren.

Design, Design, und nochmal: Design.

Bei der Präsentation der Moto 360 stellte der Hersteller ein Thema ganz in den Vordergrund: Design. Wo bisherige Smartwatches den Charakter eines um den Arm geschnallten Computers hätten, soll die Motorola 360 mit ihrem edlen Äußeren neue Maßstäbe setzen. Und tatsächlich wird schon beim ersten Auspacken klar: Ganz unabhängig von persönlichen ästhetischen Vorlieben, ist die Moto 360 einfach ein hervorragend gestaltetes Stück Hardware. Von der billigen Anmutung einer LG G Watch oder der Samsung-Gear-Reihe ist sie meilenweit entfernt.

Moto 360 an Mini Qee Bear (nicht inkludiert).
Foto: Andreas Proschofsky / derStandard.at

Das runde Stahlgehäuse, sieht aber nicht nur gut aus, es fühlt sich auch wesentlich besser an, und ist nicht gar so schweißinduzierend wie etwa das Kunststoffgehäuse der G Watch. Das Armband ist aus Leder gehalten und trägt sich ebenfalls äußerst komfortabel. Auffällig ist, dass die Moto 360 erheblich leichter ist, als man durch das Äußere zunächst vermuten könnte. Das offizielle Gewicht der Uhr ist - ohne Armband - mit 60 Gramm angegeben. Mit einem Durchmesser von 46 mm ist die Moto 360 sicher kein kleines Gerät, allerdings wirkt sie durch ihre runde Ausgestaltung schlanker als so manches Modell anderer Hersteller. Zum hervorragenden Tragegefühl trägt nicht zuletzt bei, dass das Armband an der Unterseite mit dem Gehäuse der Uhr verbunden ist. Dadurch liegt das Band trotz der beachtlichen Dicke der Uhr von 11,5 mm eng an. Ob der Umfang der Uhr als störend empfunden wird, ist - wie bei normalen Uhren auch - schlussendlich eine subjektive Entscheidung. Immerhin laufen auch jetzt schon viele Leute mit Uhren herum, die deutlich voluminöser sind als eine Moto 360. Trotzdem: Je dünner die eigenen Arme desto massiver wirkt die Uhr natürlich. Insofern ist die Moto 360 sicher nicht für alle geeignet, hier wäre ein kleineres Modell als Alternative wünschenswert.

Die Moto 360 ist zwar nicht gerade klein, passt sich aber trotzdem gut dem Arm an.
Foto: Andreas Proschofsky / derStandard.at

Doch noch einmal zurück zum Armband: Dieses gibt es in zwei farblichen Ausführungen, grau und schwarz, die jeweils mit der silbernen beziehungsweise schwarzen Variante der Moto 360 korrespondieren. Dabei handelt es sich um ganz normale 22-mm-Uhrbänder, wer will kann hier also einen Tausch vornehmen. Da das Armband der Moto 360 aber sehr eng angebracht ist, empfiehlt Motorola den Wechsel bei einem Uhrmacher durchführen zu lassen. Eine wichtige Ausnahme gibt es allerdings zu beachten: Von Metallarmbändern muss fürs Erste abgeraten werden, können diese doch laut dem Hersteller zu Interferenzen mit den Funkkomponenten der Moto 360 führen. Ob dies tatsächlich zutrifft, konnte nicht getestet werden, erscheint aber aufgrund des metallischen Äußeren nicht unwahrscheinlich. Motorola möchte jedenfalls in einigen Wochen eigene Metallarmbänder nachreichen, die angeblich speziell entwickelt wurden, um Störungen zu verhindern.

Der seitliche Knopf kann zum Ein- und Ausschalten des Bildschirms verwendet werden. Da dies aber ohnehin automatisch geht, ist er vor allem ein Designelement. Auf der Rückseite der Uhr sind die Aussparungen für den Pulssensor.

Beinahe die gesamte Vorderseite der Uhr nimmt der Bildschirm ein, der einen Durchmesser von 1,56 Zoll / 40 mm aufweist. Dieser extrem dünne Rahmen wird durch eine Designentscheidung von Motorola möglich, die bereits im Vorfeld für einige Diskussionen sorgte: Das Display der Moto 360 bildet nämlich gar keinen vollständigen Kreis, befindet sich am unteren Ende doch ein wenige Millimeter hohes Kreissegment, das ausgespart wurde. Hier sind der Lichtsensor sowie die Anbindung des Bildschirms an die restliche Elektronik untergebracht. Um einen vollständigen Kreis zu erhalten, wäre es nötig gewesen, den Rahmen des Bildschirms deutlich zu vergrößern, wie es etwa bei der kommenden LG G Watch R der Fall sein wird. Motorola hat sich nach eigenen Angaben bewusst dagegen entschieden und dies zumindest aus Sicht des Testers zurecht. Im Alltag vergisst man das Kreissegment schnell, und das User-Interface-Design von Android Wear kaschiert diesen Umstand geschickt.

Bildschirmdetails

Ein nettes Designdetail: Die Glasabdeckung steht etwas über die Uhr hinaus, und ist am Rand abgeschrägt, was dem Bildschirm einen sehr plastischen Eindruck verpasst. Überhaupt liefert der IPS-LCD von Motorola eine hervorragende und sehr kräftige Darstellung, die sich auch bei direkter Sonneneinstrahlung noch immer sehr gut lesen lässt. Dazu trägt auch bei, dass die Moto 360 - im Gegensatz zu anderen bisherigen Android-Wear-Watches - eine automatische Helligkeitsregelung nutzt. Die Pixeldichte des Bildschirms liegt bei 205 PPI - ein etwas niedriger Wert als etwa bei der Gear Live (278 PPI). Wer genau schaut, kann also auch einzelne Pixel wahrnehmen. Als wirklich störend hat sich das im Testverlauf allerdings nicht manifestiert.

Es gibt Uhren mit einer höheren Pixeldichte, wirklich sonderlich negativ bemerkbar macht sich dieser Unterschied bei der Moto 360 aber nicht.
Foto: Andreas Proschofsky / derStandard.at

Ähnlich wie bei der Apple Watch ist der Bildschirm der Moto 360 im Normalfall vollständig ausgeschaltet. Erst wenn die Uhr ins Blickfeld gerückt wird, wird das Display automatisch aktiviert. Dies funktioniert bei der Moto 360 durchaus zuverlässig, auch wenn die Reaktionszeit noch einen Tick schneller sein könnte. Wie bei anderen Android Wear-Geräten gibt es einen Ambient-Modus, der bei Inaktivität eine reduzierte Uhrendarstellung bietet, dieser ist hier aber von Haus aus deaktiviert. Auch sonst unterscheidet sich der Ambient-Mode der Moto 360 von dem seiner Konkurrenten: Einerseits sind die reduzierten Watchfaces deutlich aufwändiger gestaltet, vor allem aber läuft selbst dieser Modus nicht durchgängig. Wird etwa der Arm hängen gelassen - wie es typischerweise beim Gehen der Fall ist - schaltet sich der Bildschirm zur Gänze ab. Umgekehrt wird der Ambient-Mode aber auch sehr rasch wieder aktiviert, selbst wenn der Arm nur leicht nach oben gedreht wird. Ein weiterer Vorteil dieser Herangehensweise: Ist der Ambient-Modus aktiv, springt auch die vollständige Darstellung des Bildschirminhalts deutlich schneller an.

Devise: Strom sparen

All dies macht Motorola aus einem simplen Grund: Um Strom zu sparen. Denn - um es gleich vorneweg zu verraten - die Akkulaufzeit ist alles andere als eine Stärke der Moto 360. Motorola verspricht "Full day use" und setzt die Erwartungen damit schon deutlich niedriger an, als es andere Android-Wear-Hersteller tun, die von zwei bis drei Tagen reden. Der Test zeigt: Die Angabe von Motorola scheint realistisch, heißt um das allnächtliche Aufladen des Geräts wird man nicht herumkommen. Umgekehrt ließen sich aber auch Berichte, in denen von mehrmals täglich notwendigem Nachladen berichtet wurde, nicht nachvollziehen. Bei mittlerer Nutzung war der Akku am Ende des Tages üblicherweise bei 30-40 Prozent angelangt, womit auch selbst bei einem höheren Aufkommen von Benachrichtigungen ausreichend Ladung da sein sollte. Zumindest im Testverlauf war es jedenfalls nie notwendig die Uhr tagsüber zwischendurch aufzuladen. Deutlich schlechter sieht es mit aktiviertem Ambient-Modus aus: Selbst bei leichter bis mittlerer Nutzung war hier nach 17 Stunden Schluss mit dem Akku, in diesem Modus könnte es also tatsächlich knapp werden.

Das kleine Loch an der Seite ist für das Mikrofon nötig, immerhin nimmt die Moto 360 auch Sprachbefehle entgegen.
Foto: Andreas Proschofsky / derStandard.at

Freilich sind solche Ergebnisse immer mit Vorsicht zu genießen, sind sie doch massiv vom eigenen Nutzungsverhalten abhängig. Wer etwa im Sommer den gesamten Tag im Freien verbringt, wird deutlich mehr Akku verbrauchen, weil die Bildschirmhelligkeit weiter nach oben reguliert wird. Selbes gilt für Leute, die sehr viele Mails bekommen, und über all diese auf der Uhr informieren werden wollen. Wie dem auch sei: In Summe bleibt die Erkenntnis, dass die Moto 360 gerade einmal halb so lange durchhält wie die G Watch oder die Gear Live - und das ist eigentlich ein ziemlich vernichtendes Ergebnis, unabhängig davon, ob man jetzt trotzdem durch den Tag kommt oder nicht.

Prozessor-Gate

Dass dem so ist, liegt an zwei Faktoren: Einerseits ist der Akku der Moto 360 mit "typischerweise" 320 mAh deutlich kleiner als jener der G Watch (400 mAh). Vor allem aber hat Motorola eine wenig verständliche Prozessorauswahl für seine erste Smartwach getroffen: Wo die anderen Hersteller allesamt zu einem aktuellen Snapdragon 400 von Qualcomm gegriffen haben, hat sich Motorola für einen OMAP 3630 entschieden. Und damit für einen stolze vier Jahre alten Chip, der noch dazu von Texas Instruments stammt, einem Hersteller, der schon vor Jahren aus dem Geschäft mit mobilen Prozessoren ausgestiegen ist. Und natürlich ist die Entwicklung in der Zwischenzeit nicht still gestanden, alleine schon aufgrund verbesserter Fertigungsprozesse verbrauchen aktuelle Chips deutlich weniger Strom.

Im Inneren werkt ein vier Jahre alter Prozessor, wie iFixit herausgefunden hat.
Foto: iFixit

Die CPU-Wahl hat aber noch eine andere Auswirkung: Kommt der Moto 360 doch die zweifelhafte Ehre zu, das Mikroruckeln in die Android-Wear-Welt einzuführen. Das Scrollen zwischen den verschiedenen Karten von Android Wear gibt es bei anderen Smartwatches deutlich flüssiger, ab und an sind sogar kurze Hänger zu beobachten. Insofern ist es eigentlich unfassbar, dass hier niemand bei Motorola die Notbremse gezogen hat. Immerhin kursierten Prototypen des Geräts seit mindestens einem halben Jahr, da hätten die diesbezüglichen Defizite auffallen müssen. So entsteht der Eindruck, dass Motorola einfach eine Fülle an Prozessoren aus der Motorola-Droid-2-Ära herumliegen hatte, und diese endlich loswerden wollte. Und mit der Moto 360 hat sich nun diese Möglichkeit ergeben. Sicher eine kostengünstige Lösung, im Sinne der Nutzer ist das aber wohl kaum.

Aufgeladen

Dass Motorola durchaus richtige technische Entscheidungen treffen kann, zeigt sich an anderer Stelle: Das Aufladen des Geräts funktioniert nämlich drahtlos, die einzig richtige Wahl für ein Gerät dieser Klasse. Ein diesbezügliche Ladestation ist enthalten, und ist so gestaltet, dass die Moto 360 auch gleich als Nachttischuhr genutzt werden kann. Alles sehr hübsch gemacht, und wohl überlegt angesichts des täglich notwendigen Aufladeprozesses. Motorola folgt dabei dem Qi-Standard, das bedeutet, dass die Uhr auch mit kompatiblen Ladegeräten von Drittherstellern geladen werden kann - etwa dem Wireless Charger von Googles Nexus-Reihe. Allerdings zeigte sich im Test dabei ein wenig erfreulicher Effekt. Im Gegensatz zum offiziellen Ladegerät wurde die Moto 360 zwar voll aufgeladen, entlud sich dann aber wieder um einige Prozent, bevor der Ladevorgang erneut aufgenommen wurde - ein dem Akku nicht sehr zuträglicher Prozess. Auf der positiven Seite zu vermerken bleibt, dass die Moto 360 "dank" des kleinen Akkus sehr flott lädt und in einer Stunde und 15 Minuten von null auf 100 Prozent kommt.

Die Ladestation für die Moto 360 fungiert auch als Nachttischuhr. Eine schlaue Entscheidung angesichts der Akkudefizite der Smartwatch.
Foto: Andreas Proschofsky / derStandard.at

Noch ein paar Hardwareeckdaten im Schnelldurchlauf: Die Uhr ist staub- und wassergeschützt nach IP67 wobei Motorola betont, dass dies nicht bedeutet, dass man damit schwimmen gehen kann. Aber zumindest sollte ihr auch in stärkerem Regen nichts passieren. Der Bildschirm ist durch Gorilla Glass 3 geschützt, der interne Speicherplatz liegt bei 4 GB, der Arbeitsspeicher bei 512 MB - und damit auf dem Niveau anderer aktueller Smartwatches.

Android Wear im Herzen

Als Software kommt das aktuelle Android Wear 1.0.1 (auf Basis von Android 4.4W1) zum Einsatz. Um diesen Stand zu erreichen, ist nach dem ersten Start allerdings gleich mal ein Update nötig, dessen Ablauf Motorola nicht ganz durchdacht zu haben scheint. Funktioniert das Einspielen der Softwareaktualisierung doch erst mit 80 Prozent Akku, typischerweise wird die Uhr aber nur zu 30 Prozent aufgeladen ausgeliefert. Insofern heißt es zunächst mal: Ab an die Ladestation mit der Moto 360 und eine halbe Stunde warten. Nicht unbedingt eine positive Erfahrung für ungeduldige Naturen.

Kernkonzepte

Über Android Wear wurden bereits an anderer Stelle viele Worte verloren, insofern sei für Details auf den diesbezüglichen Test verwiesen. An dieser Stelle also nur eine kurze Zusammenfassung: Im Kern steht die Interaktion mit Benachrichtigungen, die von einem Smartphone (Android 4.3+) übernommen werden. Dazu gehören etwa Informationen zu Mails und Messenger-Nachrichten, auf die per Spracheingabe reagiert werden kann. Ebenfalls auf diesem Weg können einfache Suchanfragen sowie Aktivitäten wie das Setzen eines Reminders initiiert werden. Zudem werden Google-Now-Karten dargeboten, und wer will kann die Smartwatch als eine Art Fernsteuerung für vom Smartphone gestartet Medienwiedergabe nutzen. Weitere Funktionalität lässt sich per Apps nachreichen, die in ihrer Zahl derzeit rasch wachsen. Die Grundprinzipien von Android Wear sind wohl durchdacht und auch optisch gelungen umgesetzt, gleichzeitig ist all dem noch sein früher Entwicklungsstatus anzumerken, so manches wirkt noch ziemlich unausgereift. Und um das noch einmal extra zu betonen: Android Wear - und damit auch die Moto 360 - ist für die Netzwerkverbindung vollständig von einem per Bluetooth verbundenen Smartphone abhängig. Ohne diesem wird die Uhr auf eine minimale Funktionalität reduziert.

Ambient Mode, aktive Uhrenanzeige, die Heartbeat-App von Motorola und eine Sprachsuche.
Screenshots: Andreas Proschofsky

Der allergrößte Teil der Moto 360-Software ist identisch mit jener anderer Android-Wear-Smartwatches, lässt Google hier doch - zumindest bislang - keinerlei Modifikationen zu. Allerdings macht sich bemerkbar, dass Google von Anfang an runde Designs bei der Erstellung von Android Wear im Hinterkopf hatte, vieles wirkt hier noch stimmiger als auf anderen Geräten. Freilich sind der runden Form auch gewisse Nachteile immanent, so werden etwa bei Bilden die Ränder schlicht abgeschnitten. Auch passt natürlich weniger Text auf den Bildschirm. Ganz allgemein fällt auf, dass die Schriftdarstellung durch Formfaktor und Pixeldichte etwas größer ist als bei G Watch und Co.

Individualität in Grenzen

Die Motorola-Erweiterungen an der Software beschränken sich auf zwei Dinge: Da wären zunächst einmal die hervorragenden Watchfaces, die mit der Moto 360 mitgeliefert werden. Sieben Designs stehen hier zur Auswahl, die zudem mittels der Motorola Connect App am Smartphone in Details angepasst werden können. Darüber hinaus gibt es aber auch eine eigene Motorola-App, die die Herzaktivität erfassen soll. Dazu ist ein Sensor auf der Unterseite der Uhr angebracht, der in regelmäßigen Abständen den Puls misst, und daraus ein Aktivitätsprofil erstellt. Wie immer ist die Zuverlässigkeit solcher Sensoren begrenzter Natur, so muss etwa bei manuellen Messungen der Arm schon ruhig gehalten werden, um wirklich ein Ergebnis zu bekommen. Zumindest scheint die Uhr allerdings halbwegs korrekte Ergebnisse zu liefern - was ja auch nicht gerade über alle solche Lösungen gesagt werden kann. Interessanterweise findet sich zusätzlich auch noch eine zweite App zum Messen des Herzschlags in der App-Auswahl - und zwar eine von Google selbst. Beiden gemein ist derzeit allerdings, dass sie noch nicht das Google-Fit-Framework nutzen - schlicht weil Google dieses noch nicht fertiggestellt hat. Insofern werden die ermittelten Daten weder zwischen den beiden Apps geteilt, noch dem Smartphone übermittelt. Bis dies soweit ist - und bessere Sensoren in Smartwatches verbaut werden - bleiben die mitgelieferten Fitnessfunktionen, zu denen auch ein Schrittzähler gehört, vor allem ein Gimmick.

Bild nicht mehr verfügbar.

Die Pulsmessung liefert recht zuverlässige Ergebnisse - so man denn den Arm ruhig hält.
Foto: Bebeto Matthews / AP

Ein Vorteil der von Google auferlegten Begrenzungen für Herstellermodifikationen: Die Updates werden auch bei der Moto 360 direkt von Google kommen. Wie das Unternehmen betont, sollen hier heuer noch einige Neuerungen folgen, darunter die Aktualisierung der Basisplattform auf Android L. Damit verbunden ist die sanfte Hoffnung auf eine verbesserte Performance aber vor allem auch auf eine längere Akkulaufzeit für die Moto 360, stellen diesbezügliche Optimierungen doch einen Schwerpunkt der aktuellen Entwicklung dar. Andererseits bereitet der Gedanke, dass künftige Android-Wear-Updates die unabhängige Nutzung der Smartwatches - etwa als Musikplayer beim Laufen - forcieren werden, angesichts der Akkudefizite der Moto 360 schon jetzt Sorgen.

Verfügbarkeit

Die Moto 360 ist aktuell ausschließlich in den USA erhältlich, allerdings soll der Verkauf in Deutschland laut aktuellen Informationen am 9. Oktober starten. Darunter bei einigen Online-Händlern, die die Smartwatch auch nach Österreich liefern dürften. Der Verkaufspreis liegt bei 249 Euro, die Varianten mit Metallarmband sollen später um 299 Euro folgen.

Fazit

Selten hinterlassen Geräte, die wir testen, ein solch frustrierendes Gefühl, wie die Moto 360. Nicht weil sie generell eine schlechte Wahl wäre - ganz im Gegenteil legt Motorola vor allem in Fragen Design und Verarbeitung der Konkurrenz einiges vor - sondern weil sie so einfach so viel besser sein könnte. Mit der Wahl einer vier Jahre alten CPU hat sich Motorola selbst ein Bein gestellt. Ohne diese unverständliche Entscheidung würde die Moto 360 neue Maßstäbe für die Kategorie Smartwatch aufstellen - so kann dies nur in Einzelbereichen gelten. Und doch: Wer derzeit auf der Suche nach einer Smartwatch mit Android Wear ist, und auf gutes Design großen Wert legt, für den ist die Moto 360 derzeit wohl erste Wahl. So deutlich setzt sie sich in dieser Hinsicht vom Mitbewerb ab. Vorausgesetzt freilich, man kann sich damit abfinden, noch ein weiteres Gerät herumzuschleppen, das jeden Abend neu aufgeladen werden muss.

Ganz allgemein gilt es aber festzuhalten, dass das beste Design nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass die Kategorie Smartwatch im Allgemeinen derzeit schlicht noch nicht reif für den Massenmarkt ist. Dies sowohl was die Hardware als auch die Software - im vorliegenden Fall Android Wear - betrifft. Wer also derzeit noch kein gesteigertes Bedürfnis nach einer Smartwatch hat, für den lautet die Empfehlung: Abwarten und sehen, was die nächste Generation bringt. (Andreas Proschofsky, derStandard.at, 28.9.2014)