Stockholm - Für seine Enthüllungen über Ausspähaktivitäten durch staatliche Behörden ist der frühere US-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet worden. Der 31-Jährige erhält den undotierten Ehrenpreis zusammen mit "Guardian"-Herausgeber Alan Rusbridger, wie die Right-Livelihood-Award-Stiftung am Mittwoch in Stockholm mitteilte. Die britische Zeitung hatte die Überwachungspraktiken des US-Geheimdiensts NSA enthüllt. Mit Snowden und Rusbridger wurden drei weitere Preisträger ausgezeichnet.

Kurzfristige Absage des Außenministers

Die Stiftung hatte die Preisträger eigentlich am Donnerstag in Presseräumen des schwedischen Außenministeriums bekanntgeben wollen. Nachdem er das Ministerium über die Namen informiert habe, habe er kurzfristig eine Absage bekommen, sagte Ole von Uexküll, der Leiter der Right-Livelihood-Award-Stiftung. Ein Sprecher des schwedischen Außenministers Carl Bildt begründete die Entscheidung mit neuen Sicherheitsregeln. Die Räume würden seit dem 1. September als "Sicherheitszone" betrachtet, deshalb könne die Bekanntgabe nicht an gewohnter Stelle stattfinden.

Snowden werde geehrt, "weil er mit Mut und Kompetenz das beispiellose Ausmaß staatlicher Überwachung enthüllt hat, die grundlegende demokratische Abläufe und verfassungsmäßige Rechte verletzt", teilte die Stiftung mit. Rusbridger bekomme den Preis "für den Aufbau einer globalen Medienorganisation, die sich verantwortlichem Journalismus im öffentlichen Interesse verschrieben hat und gegen große Widerstände illegales Handeln von Unternehmen und Staaten enthüllt".

"Erhebliche Risiken"

Der "Guardian"-Chefredakteur betonte, er sei "auch froh, dass Snowden einen Preis bekommen hat". In einem Statement per E-Mail erklärte Rusbridger über Snowden: "Er war ein Whistleblower, der erhebliche Gefahren für seine persönliche Freiheit auf sich genommen hat, um der Gesellschaft Dinge mitzuteilen, die die Menschen wissen mussten."

Weder Snowden noch Rusbridger hätten allein das erreichen können, was sie zusammen geschafft hätten, sagte von Uexküll. "Deshalb geben wir ihnen den Preis gemeinsam." Er habe Snowden vergangene Woche über die Auszeichnung informiert. "Er hat sich sehr gefreut und würde liebend gern nach Schweden kommen." Das will die Stiftung nun trotz Snowdens Zwangsexil in Russland mit juristischer Unterstützung möglich machen.

Augen geöffnet

"Es ist verrückt, dass Snowden auf Asyl ausgerechnet in Russland angewiesen bleibt", erklärten in Deutschland die Grünen-Vorsitzenden Simone Peter und Cem Özdemir. Snowden habe der Welt die Augen darüber geöffnet, "wie sehr unsere moderne Kommunikation ausgespäht wird". Unter anderem vom deutschen Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele wurde Snowden auch für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen.

Neben Snowden und Rusbridger ehrt die Stiftung die pakistanische Anwältin Asma Jahangir sowie Basil Fernando von der asiatischen Menschenrechtskommission für ihren Kampf für Menschenrechte mit der mit je 500.000 schwedischen Kronen (knapp 55.000 Euro) dotierten Auszeichnung. Ein weiterer Preis geht an den US-Umweltaktivisten Bill McKibben.

Der Alternative Nobelpreis würdigt jedes Jahr Kämpfer für Menschenrechte, Umweltschutz und Frieden. Die gleichnamige Stockholmer Stiftung vergibt die Auszeichnung unabhängig von den traditionellen Nobelpreisen. Die Jury wählte in diesem Jahr unter 120 Kandidaten aus 53 Ländern aus. Überreicht werden die Preise am 1. Dezember im schwedischen Reichstag. (APA, 24.9.2014)