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Nicht nur negativ: Forscher untersuchten die Auswirkungen gesellschaftlicher Alterung.
Laxenburg/Wien – Steigende Lebenserwartung, sinkende Fertilitätsrate: In vielen Industrieländern ist das eine reale Entwicklung. Die Probleme einer alternden Gesellschaft sind dementsprechend längst Thema wissenschaftlicher Untersuchungen und Debatten. Häufig stehen dabei negative volkswirtschaftliche Folgen im Vordergrund: Man denke nur an die Stabilität des Pensionssystems oder die Kosten im Gesundheitsbereich.
Wie Forscher des Internationalen Instituts für Angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg im Fachblatt "Plos One" berichten, greift eine rein problemzentrierte Perspektive auf das Phänomen jedoch zu kurz. "Um eine vollständiges Bild zu zeichnen, müssen sowohl die positiven als auch die negativen Effekte der alternden Gesellschaft berücksichtigt werden", sagt Elke Loichinger vom IIASA.
Situation in Deutschland
Genau das taten Loichinger und Kollegen am Beispiel Deutschlands. Das Land sei mit einer Fertilitätsrate von 1,4 Kindern und der weltweit zweitältesten Bevölkerung (Median-Alter 44,3 Jahre) in einem fortgeschrittenen Stadium der Bevölkerungsalterung. Doch die Forscher konnten eine ganze Reihe möglicher positiver Effekte dieser Entwicklung identifizieren.
So sinke zwar die Anzahl an Arbeitskräften, dafür steige aber das Bildungsniveau, was den Produktivitätsverlust zumindest teilweise wieder ausgleichen könnte. Die veränderten Altersstrukturen würden auch zu einem weniger ressourcenintensiven und damit umweltfreundlicheren Konsumverhalten führen.
Höhere Lebensqualität
Ältere Menschen mit längerer Lebenserwartung würden vorhandenen Wohlstand vermehrt mit jüngeren Generationen teilen oder für ihre eigene Altersversorgung aufwenden, schreiben die Forscher. Zudem komme die steigende Lebenserwartung auch längerer Gesundheit und damit höherer Lebensqualität gleich. Und nicht zuletzt würde sich das Verhältnis von Arbeits- zu Freizeit langfristig verändern – zugunsten letzterer.
Die Studie sei zwar auf Deutschland bezogen, ihre Ergebnisse ließen sich laut Loichinger aber unter Berücksichtigung jeweiliger nationaler Kontexte auf viele andere alternden Gesellschaften übertragen. (dare, derStandard.at, 24.9.2014)