Der Verein für Konsumentenschutz (VKI) hat eine Strafanzeige gegen die Münchmeyer Peterson Capital AG (MPC Capital) wegen vermeintlicher Millionenschäden durch geheime Zwischenverkäufen bei holländischen Büroimmobilien bei der Staatsanwaltschaft Wien eingebracht. Monatelang hatten die Konsumentenschützer zuvor gemeinsam mit dem Rechtsanwalt Sebastian Schumacher die Immobilien der MPC in den Niederlanden genauer unter die Lupe genommen: Bei allen umstrittenen MPC Immobilien-Fonds in Holland gab es laut VKI im Zuge des Ankaufes "Zwischenverkäufe" an einen "Zwischenhändler".

Verkauf und Ankauf seien immer beim gleichen Notar abgewickelt worden und immer die gleiche Gesellschaft als "Zwischenhändler" aufgetreten. Beispielsweise stieg der Wert einer Immobilie in Rotterdam innerhalb von zwei Minuten durch den Kauf via der Zwischengesellschaft Hanzevast von 30 auf 31,35 Mio. Euro - zu Lasten der MPC-Investoren.

270 Millionen aus Österreich

Bei 17.000 bis 18.000 Anlegern soll MPC in Österreich insgesamt 270 Millionen Euro eingesammelt haben. 700 Beschwerden sind bisher beim VKI zu "geschlossenen Fonds" von MPC eingelangt. Anleger, die sich geschädigt fühlen, können sich dem möglichen Strafverfahren anschließen, so VKI-Jurist Peter Kolba.

Auch will der VKI in Musterprozessen in Zusammenarbeit mit dem deutschen Prozessfinanzierers Foris AG feststellen, ob die MPC-Firmen für mangelhafte Prospekte, Schulungsunterlagen und Anweisungen an die österreichische Vertriebstochter haften. "Es gilt die Rückforderung von Ausschüttungen abzuwehren und aktiv Schadenersatzansprüche geltend zu machen", erläuterte Kolba die Strategie der Konsumentenschützer am Donnerstag vor Journalisten.

"Zwischenverkäufe mit System"

Allein der Schaden für österreichische Anleger durch die Immobilien-Zwischenverkäufe soll sich laut VKI auf 36 Mio. Euro belaufen. Es seien "Zwischenverkäufe mit System" betrieben worden, so Kolba. Der Teil des Anlegergeldes, der nicht unmittelbar in das Fondsobjekt geflossen sei, wurde damit um rund 8 Prozentpunkte auf über 30 Prozent angehoben. "Den Anlegern wurden diese Vorgänge in den Prospekten und in der Beratung verschwiegen", kritisieren die Konsumentenschützer. Auch seien die Büroimmobilien in Holland als "erstklassige Immobilien" angepriesen worden, in der Realität stehe beispielsweise eines der derzeit nicht vermieteten MPC-Gebäude in Gauda direkt neben einer Chemiefabrik.

Der österreichische Verkaufsprospekt mit 18 Seiten habe - anders als das deutsche Prospekt mit 100 Seiten - nicht über die Risiken dieser Unternehmensbeteiligungen gewarnt, so der Wiener Anwalt Schumacher. Auch sei nicht auf die Gefahr der Rückzahlung von erhaltenen Ausschüttungen hingewiesen worden. Vielen MPC-Anlegern sind in der Vergangenheit Rückzahlungsaufforderungen von Gläubigerbanken - etwa der Sparkasse Köln - ins Haus geflattert.

Die Konsumentenschützer empfehlen vorerst keine erhaltenen Ausschüttungen zurückzuzahlen und sich dem Strafverfahren anzuschließen. Schumacher verneinte, dass Privatanleger möglicherweise Schwarzgeld in MPC-Produkten geparkt hätten, weil der Großteil über Banken abgewickelt wurde.

MPC weist Vorwürfe zurück

MPC hielt am Donnerstag in einer Aussendung fest, dass die Immobilien des Fonds Holland 53 "von externen Dritten erworben" worden seien und die Geschäftsführung des Fonds in die Vorgänge im Einflussbereich des Voreigentümers "nicht involviert" gewesen sei.

Den Anlegern des Holland-Fonds 53 sei außerdem kein Schaden entstanden. "Die Kaufpreise waren in den KMG-Prospekten transparent genannt. Grundlage für den Ankauf der drei Bestandsimmobilien in Rotterdam, Delft und Utrecht durch die Fondsgesellschaft im Jahr 2004 waren unabhängige Wertgutachten." Diese Gutachten seien zu dem Ergebnis gekommen, "dass die Kaufpreise für die drei Bürogebäude marktgerecht gestaltet waren und dem damaligen Marktniveau entsprachen".

Man räumt in der Stellungnahme ein, dass es durch die "spezielle Marktsituation in den Niederlanden" infolge der Wirtschaftskrise "zu einer Schieflage einiger aktueller Fonds" gekommen sei. (APA/red, derStandard.at, 25.9.2014)