Katharina Mayerhauser ist eine von acht Absolventinnen des Cap-Programms, bei dem der Besuch eines Oberstufengymnasiums mit einer Mechatronik-Lehre verbunden werden kann.

Foto: CAP

Linz/Wien - Für viele Jugendliche ist es nicht immer einfach, mit 14 zu wissen, ob sie eine Lehre machen, eine weiterführende Schule besuchen oder beides kombinieren sollen. Seit 2008 wird die Lehre mit Matura angeboten, bei der die Lehrlinge kostenfrei auf die Reifeprüfung vorbereitet werden. Doch es geht auch umgekehrt: In Linz gibt es seit vier Jahren die Möglichkeit, neben der gymnasialen Oberstufe eine Mechatronik-Ausbildung zu machen. Nicht Lehre mit Matura also, sondern Matura mit Lehre. Vier Jahre dauert das "Cap"-Ausbildungskonzept (angelehnt an "capability"), mit dem Generalisten ausgebildet werden sollen, die neben einer guten Allgemeinbildung sowie sprachlichen und sozialen Kompetenzen auch technisches Rüstzeug mit sich bringen, so der Anspruch.

"Europaweit einzigartiges" Programm

Auf Initiative der Privatstiftung Future Wings sowie einiger engagierter Eltern und Unternehmen entstand im Jahr 2010 die Idee, eine Mechatronik-Ausbildung anzubieten, die mit dem Besuch des Gymnasiums verbunden werden kann. Das Programm "Cap" sei europaweit einzigartig, sagt Projektleitern Ruth Arrich im Gespräch mit derStandard.at. Ein vergleichbares Projekt gebe es bisher noch nicht. "Wir bekommen aber aus anderen Regionen Österreichs immer wieder Anfragen, was es organisatorisch und finanziell für ein solches Programm braucht. Für die meisten scheitert es dann aber an der Finanzierung", sagt Arrich.

Kombination aus Allgemeinbildung und technischem Know-how

Die Ausbildung zielt darauf ab, echte Generalisten hervorzubringen, die nicht nur über eine gute Allgemeinbildung und Fremdsprachenkenntnisse verfügen, sondern auch über eine gute Ausbildung im technischen Bereich. Der Schwerpunkt Mechatronik wurde deshalb ausgewählt, weil das eine sehr zentrale Ausbildung im Bereich der Technik sei, sagt die Projektleiterin.

Die Lehre selbst beruht auf den Säulen Mechatronik, Management und betriebliche Praxis. Der Hauptteil der Technikausbildung findet am Wifi in Linz statt. Dort arbeiten die Jugendlichen am Freitagnachmittag und am Samstag in den Werkstätten und absolvieren eine außerbetriebliche Ausbildung. In den Sommerferien machen die Auszubildenden Praktika in den Unternehmen.

Viel Freizeit bleibt da nicht. Und natürlich könne man mit dem Programm die Praxis, die ein Lehrling in einem Betrieb erwirbt, nicht abdecken, räumt Arrich ein. Das sei aber mit der "Lehre mit Matura" zu vergleichen. Denn auch eine Lehrlingsmatura könne man ja nicht mit einer klassischen Matura vergleichen, sagt die Projektleiterin. Die Rückmeldung der Unternehmen sei jedenfalls "sehr, sehr positiv."

Ein "Top-Talent-Programm"

Doch nicht jeder kann das Cap-Programm absolvieren. Für Arrich ist es ein "Top-Talent-Programm" für Jugendliche, die einen sehr guten Lernfortschritt, ein hohes Interesse an der Ausbildung und eine sehr hohe Auffassungsgabe haben. Deshalb müssen sich die Bewerber auch einem Aufnahmegespräch stellen. Darin gehe es vor allem auch um die Motivation des jeweiligen Jugendlichen. "Zusätzlich schließen wir uns mit den Lehrern kurz, um herauszufinden, ob der Jugendliche eine solche Zusatzausbildung machen kann", erzählt Arrich. Jedes Jahr gebe es um die 20 bis 30 Bewerbungen. Davon werden zwischen zehn und 14 ausgewählt.

Erfolgreicher erster Jahrgang

Der erste Jahrgang ist im September 2010 gestartet und nun zur Lehrabschlussprüfung angetreten. Auch Katharina Mayerhauser ist eine der acht Absolventinnen. Die Matura wollte sie unbedingt machen, um breit aufgestellt zu sein, doch auch technisch sei sie sehr interessiert.

Die Ausbildung sei sehr zeitintensiv und anstrengend gewesen, sagt Mayerhauser. Auch dass sie in diesem Alter oft weniger Freizeit hatte als ihre Freunde, findet sie "ein bisschen" schade. Insgesamt zieht sie aber ein positives Resümee: "Ich habe viele nette Leute kennengelernt, und für meinen späteren Werdegang bringt mir die Ausbildung sehr viel." Das merkt sie schon jetzt, denn sie studiert Fahrzeugtechnik an der FH in Graz. "Es fällt schon auf, dass ich jenen, die noch keine technische Ausbildung genossen haben, ein Stück weit voraus bin." (Elisabeth Kleinlercher, derstandard.at, 19.10.2014)