Der Stein des Anstoßes: die Gedenktafel für Alexander Löhr.

Foto: Cremer

Wien - Gleich beim Eingang links, hinten an der Wand hängt ein Bildnis mit der Schriftzug "Sie werden auferstehen". Zufall oder nicht - darunter ist eine Gedenktafel für den "unvergessenen Kameraden Generaloberst Alexander Löhr" montiert.

Am Donnerstag wurde der Friede in der Stiftskirche auf der Wiener Mariahilfer Straße von den Grünen gestört. Sie fordern die Entfernung der Tafel. Der Grund: Löhr war für die Bombardierung Warschaus am 25. September 1939 verantwortlich, was aber, wie Grünen-Abgeordneter Harald Walser festhielt, "nicht sein einziges Kriegsverbrechen war".

Oberbefehlshaber der Heeresgruppe E

Löhr war unter anderem 1943 als Oberbefehlshaber der Heeresgruppe E an der Deportation von mehr als 48.000 Juden und Jüdinnen beteiligt. 1947 wurde Löhr als Kriegsverbrecher hingerichtet.

Walser sieht das Verteidigungsministerium und die Militärdiözese in der Pflicht. Der Eingangsbereich der Kirche müsse umgestaltet werden, denn: "Es ist erstaunlich, wem aller hier noch gedacht wird", sagt Nikolaus Kunrath von den Wiener Grünen - etwa anderen Wehrmachtsangehörigen oder der 9. Panzerdivision.

Ministerium verweist auf Ordinariat

Im Ministerium verweist man auf das Militärordinariat. Dort heißt es: "Die Gedenktafeln in der Stiftskirche dienen keineswegs der Verherrlichung von Kriegsverbrechen. Im kirchlichen Raum steht das Gebet für die Verstorbenen im Vordergrund, auch und gerade für die, die sich schuldig gemacht haben." Es gebe seit längerem Überlegungen den Innenraum der Kirche neu zu gestalten, "um Missverständnisse zu vermeiden". Unklar ist, warum es diese Tafel wieder gibt. Denn eine solche Gedenktafel gab es schon einmal, sie wurde aber 1986 nach Protesten abmontiert. Damals war sie einer der Auslöser für die Waldheim-Affäre. Kurt Waldheim war nämlich Soldat in Löhrs Heeresgruppe E. (pm, DER STANDARD, 26.9.2014)