Werner Hoffmann

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Ein Tänzer beim Oktoberfest in München kann´s. Das Management hat die Herausforderung auf anderer Ebene

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Digitalisierung und demografischer Wandel lösten weitreichende Veränderungen aus. Führungskräfte sehen sich mit fundamentaler Unsicherheit konfrontiert. Es ist klar, dass in zahlreichen Branchen die etablierten Geschäftsmodelle in Zukunft nicht mehr "funktionieren" werden. Die Wertberichtigung von entwerteten Assets - von Gaskraftwerken bis Druckmaschinen - zieht eine dunkelrote Spur durch die Bilanzen der betroffenen Unternehmen. In den meisten Fällen ist unklar, wie neue wirksame Geschäftsmodelle aussehen werden. Dies gilt für Energieversorger genauso wie für die Medienbranche, den Einzelhandel oder Reisebüros.

Branchenübergreifende Anhaltspunkte, wie zukünftig erfolgreiche Geschäftsmodelle aussehen könnten, liefert der Contrast-Strategic-Performance-Test, durch den die Strategien aller börsennotierten österreichischen Unternehmen analysiert werden.

Gemeinsamkeiten für den Erfolg

Trotz größenmäßiger Unterschiede zwischen den Siegern Binder, Do&Co und Andritz werden Gemeinsamkeiten bei der strategischen Ausrichtung deutlich: Konzentration auf klar definierte Marktsegmente, in denen sich die Unternehmen, gestützt auf Technologie- bzw. Innovationsführerschaft, erfolgreich internationalisieren und so eine führende globale Marktposition aufbauen können. Dieses Muster gilt nicht nur für die drei Testsieger, sondern auch für weitere österreichische "globale Nischen-Player" wie Engel, Palfinger, SBO. Es verwundert nicht, dass die im ATX-Global-Player-Index Zusammengefassten auch an der Wiener Börse deutlich besser performen als der Rest.

Diese Topunternehmen weisen der Standortpolitik den Weg. Langfristig wird Österreich den Wohlstand nur durch Innovationen absichern können. Dafür brauchen wir mehr Mittel für Forschung und Bildung. Der Austausch zwischen Forschung und Wirtschaft muss verstärkt gefördert werden und die Bedingungen für Start-ups hinsichtlich Finanzierung und Regulierung (insbesondere Arbeitsrecht und Gewerbeordnung) deutlich verbessert werden.

Keine leichte Aufgabe

Für Unternehmen, die die "große Transformation" bewältigen wollen, gilt es, den Spagat zwischen Innovation und der Nutzung vorhandener Erfolgspotenziale bestmöglich zu schaffen.

Auf Neudeutsch heißt das "Ambidexterity" - also eine Art Beidhändigkeit - zu meistern, das heißt einen für grundlegende Innovationen tragfähigen organisatorischen und kulturellen Rahmen zu schaffen, ohne dadurch die effiziente Abwicklung des bestehenden Geschäfts zu gefährden. Praktisch erfordert das ein Maßschneidern der Corporate Governance, der Regeln zur Ressourcenallokation, des Controllings und der Incentives entweder an das Ausprobieren neuer Geschäftsfelder und -modelle oder an den Ausbau bestehender Geschäfte - und dies bei Aufrechterhaltung einer synergetischen Klammer über beide Arten unternehmerischer Aktivität - wahrlich keine einfache Managementaufgabe. (DER STANDARD, 27./28.09.2014)