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"Es kann doch nicht sein, dass sich Kinder, die nicht wissen, was sie in Wirklichkeit hier machen, vor dem Computer Flieger abschießen, Panzer abschießen, Schiffe versenken. Die haben ja kein Unrechtsempfinden."

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) gewinnt auch aus europäischen Ländern Unterstützer für sich. Insbesondere junge Menschen schließen sich dem Krieg an, der im Irak und in Syrien ausgetragen wird, aber zunehmend auch eine terroristische Bedrohung für westliche Regionen darstellt. Aus Österreich sollen sich ebenfalls bereits einige hundert Jugendliche der IS angeschlossen haben. Die Frage, die sich Österreichs Politik stellt, ist, welche Maßnahmen zu ergreifen sind, um Jugendliche vor terroristischen Einflüssen zu schützen.

"Kein Unrechtsempfinden"

Otto Pendl, Sicherheitssprecher der SPÖ, gibt Gewaltinhalten in Videospielen wie Ego-Shootern eine Mitschuld daran, dass sich junge Menschen in Österreich dem Jihadismus anschließen. "Ich glaube, wenn wir uns die heutige Zeit Revue passieren lassen, wie die jugendlichen, heranwachsenden Menschen ihre Freizeit verbringen: in erster Linie in einer virtuellen Welt. Die sitzen jeder vor Standgeräten oder mobilen Geräten. Sie alle kennen die ganzen Spiele, die dort angeboten werden. Es ist eigentlich hier das Verständnis für Gut und Böse, was daraus entsteht bei diesen Spielen, total abhandengekommen", sagte Pendel in der ORF-3-Sendung "60 Minuten Politik".

"Ich meine, hier muss man gravierend mit den Fachleuten, mit den Psychologen, Soziologen, Pädagogen sofort ansetzen und natürlich auch über die Gesetzgebung. Es kann doch nicht sein, dass Kinder, die nicht wissen, was sie in Wirklichkeit hier machen, vor dem Computer Flieger abschießen, Panzer abschießen, Schiffe versenken. Die haben ja kein Unrechtsempfinden."

Chancenlosigkeit größtes Problem

"Das hat unglaublich wenig mit Islam zu tun und unglaublich viel mit Ausgrenzung, Vernachlässigung, Verwahrlosung, mit Chancenlosigkeit zu tun", sagt Peter Pilz, Sicherheitssprecher der Grünen. "Und Otto Pendl hat völlig richtig gesagt: Das sind die jungen Buben, die den Islam nicht kennen, aber dafür die Automatenhallen, die Jugendarbeitslosigkeit, die Bildungslosigkeit und die Perspektivlosigkeit. Ich sage Ihnen eines: Diese 140, die da unterwegs sind, zum Teil schon tot sind, ein paar von denen haben es wieder zurück nach Österreich geschafft und ich hoffe, dass sie dabei endlich einmal etwas gelernt haben. Diese 140 und vielleicht noch einhundert oder zweihundert mehr haben wir für die nächsten Jahre verloren. Aber da geht es um Tausende dahinter, um die in Österreich nicht wirklich und nicht erfolgreich gekämpft wird und die wir von den Straßen holen müssen. Und da geht es um Geld, um Maßnahmen, um Ausbildung. Da geht es um Beschäftigung. Da geht es um Perspektiven, damit die endlich sagen 'Das ist mein Land, ich brauche kein Kalifat. Österreich ist meine Heimat, weil mir Österreich Chancen und Entwicklung bietet."

Werben um Spieler

Dass Videospieler ein Auslöser sind, ist angesichts der vielen Ursachen für Extremismus anzuzweifeln. Allerdings hat die Terrormiliz IS Games bereits als Rekrutierungsmedium für sich entdeckt. Wie vergangene Woche berichtet, ist ein Video auf Youtube aufgetaucht, in dem das populäre Gangster-Epos "Grand Theft Auto 5" als Vehikel für die Botschaft des IS missbraucht wird.

"Forbes"-Autor Paul Tassi befürchtete in einem Kommentar, dass das Video dazu führen könnte, dass die in den letzten Jahren nur noch selten aufgekommene Debatte rund um Gewalt in Videospielen wieder aufflammt. Er selbst geht davon aus, dass Propaganda wie diese nur jene beeinflussen kann, die ohnehin bereits mit dem Gedanken spielen, aus dem Westen in Richtung Syrien und Irak aufzubrechen. (zw, derStandard.at, 26.9.2014)