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Mit Seilen wird dem Staatsgründer zu Leibe gerückt.

Foto: AP Photo/Igor Chekachkov

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Auch Rechtsradikale beteiligten sich an dem Denkmalsturz.

Foto: EPA/SERGEI KOZLOV

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Der ukrainische Innenminister gab grünes Licht.

Foto: REUTERS/Stringer

Charkiw - Hunderte Demonstranten haben in den Abendstunden das riesige Lenindenkmal am Freiheitsplatz der ostukrainischen Metropole Charkiw gestürzt. Zuvor hatte der Chef der Regionalverwaltung die Statue aus dem offiziellen Denkmalregister streichen lassen und den Sturz somit legalisiert. Laut Angaben des ukrainischen Innenministeriums gab es keine Verletzen.

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Treffpunkt für Demonstranten

Die acht Meter hohe Statue aus dem Jahr 1963, die auf einem zwölf Meter hohe Podest stand, war 2014 zu einem zentralen politischen Symbol der Millionenstadt Charkiw avanciert: Im vergangenen Winter und Frühling hatten sich Gegner des Euromaidan und später auch pro-russische Aktivisten stets vor dem Lenindenkmal getroffen.

Nachdem bereits am 22. Februar 2014 ein erster Demontageversuch gescheitert war, hatten Aktivisten Sonntagabend Erfolg: Das imposante Denkmal des sowjetischen Staatsgründers stürzte um 22.30 Ortszeit.

Jubel beim Sturz der Statue.
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Rechtsradikale mit dabei

Begonnen hatte am Sonntag alles mit einer Demonstration, die unter dem Motto "Charkiw gehört zur Ukraine" gestanden war. Anschließend hatten sich hunderte Demonstranten, darunter auch Vertreter rechtsradikaler Organisationen, am Freiheitsplatz versammelt und begonnen, Lenin mit schwerem Werkzeug zuzusetzen. Parallel dazu legalisierte Gouverneur Ihor Baluta die Zerstörung der Statue: Er verfügte ihre Streichung aus dem Denkmalregister und begründete dies mit einer angespannten Situation in der Region. "Lenin? Der soll ruhig fallen", schrieb der aus Charkiw stammende Innenminister Arsen Awakow nach Balutas Erlass auf Facebook. Die Polizei griff nicht ein, bereits eingeleitete strafrechtliche Ermittlungen wurden unverzüglich wieder eingestellt.

Der Charkiwer Denkmalsturz kommt vor dem Hintergrund wachsender Proteste gegen Hennadij Kernes, den einflussreichen Bürgermeister von Charkiw. Dieser hatte im April ein Schussattentat nur knapp überlebt und sitzt seit damals im Rollstuhl. Politische Gegner warfen dem Stadtoberhaupt wiederholt pro-russische Sympathien vor und fordern seinen Rücktritt. Am vergangenen Donnerstag blockierten Aktivisten deshalb auch die zentrale Chreschtschatyk-Straße in der Hauptstadt Kiew.

Kernes selbst hatte sich in der Vergangenheit auch zu einem möglichen Sturz des Lenindenkmals geäußert. In einer Polittalkshow im Februar hatte der Bürgermeister in seiner bekannt derben Manier dem nationalistischen Politiker Ihor Miroschnytschenko gedroht: "Wenn Sie versuchen sollten, das Denkmal von Wladimir Ilitsch Lenin am Freiheitsplatz zu zerstören, werde ich Ihnen beide Hände und Füße brechen." Miroschnytschenko, der für die rechtsradikale Swoboda-Partei im Parlament sitzt, hielt sich am Sonntag in Charkiw auf und postete stolz Fotos vom Freiheitsplatz. (APA, 29.9.2014)