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Abdullah Abdullah wird eine Art "Superpremier".

Foto: AP Photo/Massoud Hossaini

Sein Gesicht sprach Bände. Als Abdullah Abdullah nach monatelangen Querelen den Vertrag über eine gemeinsame Einheitsregierung in Afghanistan mit Ashraf Ghani unterzeichnete, konnte er seine Bitterkeit kaum verbergen - und das, obwohl er nun neben dem am Montag angelobten Präsidenten Ghani als "Geschäftsführer" der Regierung (nach offizieller Lesart eine Art "Superpremier") dienen soll. In der Verfassung ist der Posten allerdings nicht vorgesehen, welche Kompetenzen er erhält, ist nicht ganz klar.

Abdullahs Verbitterung mag aber noch weitere gute Gründe haben: Glaubt man etwa dem früheren US-Diplomaten und Afghanistan-Kenner Chris Mason, so ist er bei der Präsidenten-Stichwahl gegen Ghani im Juni zum zweiten Mal seit 2009 um einen Sieg betrogen worden. Damals hatte er nach offiziellen Zahlen gegen Hamid Karsai verloren.

Größter Rückhalt unter Tadschiken

Vergeblich protestierte der heute 53-jährige Vater dreier Kinder beide Male gegen Mauscheleien. Letztlich mögen ethnische Überlegungen eine Rolle gespielt haben, schreibt Mason in Foreign Policy. Sowohl Karsai als auch die UN-Mission in Afghanistan hätten den Paschtunen Ghani bei der Überprüfung der Stimmen favorisiert. Zwar entstammt auch Abdullah väterlicherseits der paschtunischen Volksgruppe, die in Afghanistan den größten Teil der Bevölkerung stellt. Wegen der Herkunft seiner Mutter hat er den größten Rückhalt aber unter den Tadschiken, die etwas weniger als ein Drittel der Afghanen ausmachen. Eine Situation, die Sorgen vor einer neuen Krise, bis hin zu einem Bürgerkrieg, steigen ließ.

So blieb Abdullah am Ende wenig übrig, als sich internationalem Druck zu fügen. Ein Unterpfand soll der gelernte Augenarzt, der für höfliche Umgangsformen geschätzt wird, aber haben: Hinter ihm stehe die Spitze des Sicherheitsapparates, heißt es. Immerhin hat er das Land nach seinem Studium - anders als Ghani - in den 1980er-Jahren nicht verlassen. Stattdessen schloss er sich dem Tadschiken Ahmed Shah Massud im Kampf gegen die Sowjetunion an und unterstützte dessen Nordallianz in den 1990ern auch gegen die Taliban. Nach deren Sturz diente er Karsai von 2001 bis 2006 als Außenminister, bevor er sich mit ihm überwarf.

Zumindest Abdullah scheint vorerst gewillt, den Zwist mit Ghani hinter sich zu lassen. In einer Rede vor seinen Anhängern schlug er versöhnliche Töne an. "Die Menschen müssen keine Sorge haben, dass wir das Land spalten werden." (Christine Möllhoff, DER STANDARD, 30.9.2014)