Als Impulsgeber intensiviert "curated by_vienna" die Zusammenarbeit zwischen Wiener Galerien für zeitgenössische Kunst und international renommierten KuratorInnen. Die diesjährige Ausgabe setzt den Schwerpunkt auf Schnittstellen zwischen Kunst und Architektur. Für den titelgebenden Aufsatz "The Century of the Bed" konnte die renommierte Architekturhistorikerin und -theoretikerin Beatriz Colomina gewonnen werden. Anlässlich eines 2012 erschienenen Berichts im Wall Street Journal, demzufolge 80 Prozent aller jungen New Yorker Berufstätigen regelmäßig vom Bett aus arbeiten, hat Beatriz Colomina eine eigene horizontale Architektur zwischen dem im Büro installierten Bett und dem im Bett installierten Büro festgemacht. Dass Kunst oft als Spiegel aktueller gesellschaftlicher Verhältnisse fungiert, zeigt sich in den einzelnen Beiträgen von "curated by_vienna: The Century of the Bed".
Sleeping Producers – Charim Galerie
Matteo Lucchetti, freier Kurator und Kunstkritiker, derzeit in Brüssel tätig, thematisiert mit "Sleeping Producers" das Potenzial unserer Wünsche, Bedürfnisse und Träume in erster Linie über den Lebensraum. Dabei rücken Probleme der Stadtplanung, des sozialen Wohnbaus, der Gentrifizierung und der Raumentwicklung in den Vordergrund. Alle in der Ausstellung vertretenen KünstlerInnen stellen mit den Facetten ihrer Kunst dar, wie Gesellschaften funktionieren. Kreative Spannung zwischen den verschiedenen Bildauflösungsebenen wird in subjektive Bildwelten umgesetzt.
Surface Modeling – Kerstin Engholm Galerie
Kurator Carson Chan (Berlin/New York) beschäftigt sich in seiner Schau "Surface Modeling" mit mathematischen Methoden zur Darstellung von Festkörpern aus künstlerischer Perspektive. Um eine feste Form zu berechnen und zu visualisieren, muss man erst glaubhaft eine erlebbare Realität schaffen. Beatriz Colominas provokante These, wonach das Bett heute der produktivste Ort sei, kann durchaus auch als räumliches Problem aufgefasst werden. Die Arbeiten von Jon Rafman, Jeremy Shaw und Britta Thie reduzieren das Bett auf das Elementare – eine erhöhte horizontale Mehrzweckfläche.
Points of View – Galerie Ernst Hilger
Untätiges Herumlungern im Bett gilt heute meist als Luxus. In einer Zeit, in der es fast ausschließlich um Produktivität geht, hat Müßiggang kaum Platz. Und das ist der Grund, warum Mladen Stilinović' Spruch "Ohne Faulheit keine Kunst" in der modernen marktorientierten Kunstwelt immer noch wichtig ist. Das Bett als Ort zum Träumen oder als Kritik am kapitalistischen Kulturparadigma? Vuk Ćosić und die Gruppe Irwin gehen jedenfalls nicht von der Annahme aus, dass das Bett ein Sehnsuchtsort sei. Auch Raša Todosijević' als Schlafflagge betiteltes Werk entfaltet erst im Kontext betrachtet seine Kritik. Poetische Nebentöne wiederum sind der Schlüssel zu den Arbeiten Vlado Marteks. Kuratorin von "Points of View" ist Alenka Gregorič, künstlerische Leiterin und Kuratorin der City Art Gallery Ljubljana.
Instrumental Assistance – Galerie Andreas Huber
"Es gibt gesellschaftliche Gruppen, die mit "instrumenteller Unterstützung" schlafen, und solche, die das nicht tun". Mit diesem und ähnlichen Beispielen dekonstruierte Marcel Mauss 1934 in seiner kulturanthropologischen Klassifikation der Techniken des Körpers die Vorstellung von scheinbar natürlichen menschlichen Bewegungsabläufen. Kristina Scepanski kuratiert die Ausstellung mit Arbeiten der Künstler Tom Burr, Jon Rafman, Tabor Robak und Timur Si-Qin. Das Bett wird heutzutage oft als erweiterter Arbeitsplatz genutzt. Und selbst wenn dies aufgrund der Profession nicht infrage kommt, werden die beiden unterstützenden Instrumente Bett und Laptop gerne miteinander kombiniert. Vom denkbar privatesten Ort aus nehmen wir an den Geschehnissen in der Welt teil.