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Sturm-Präsident Christian Jauk, Franco Foda und General Manager Gerhard Goldbrich.

Foto: APA/Scheriau

Graz - Das Handy fest ans Ohr gedrückt spazierte Franco Foda Montagabend vor dem Szenelokal Maria Magdalena unruhig auf und ab. Der Gestik nach zu schließen, muss etwas vorgefallen sein.

Wenige Stunden später wurde über diverse Social-Media-Kanäle klar, warum der Deutsche um diese Zeit in einem Grazer Cafe herumhing und ihn eine gewisse Hektik erfasst hatte: Franco Foda wird ab sofort wieder auf der Trainerbank seines alten Vereins Sturm Graz sitzen - was tags darauf zu Mittag bei einer Pressekonferenz im Trainingszentrum Messendorf offiziell wurde.

Mit auf dem Podium saß Sturm-Präsident Christian Jauk, der zuletzt wohl unter einigen Rückenschmerzen zu leiden hatte. Denn er musste sich wahrscheinlich am meisten verbiegen, um Foda wieder nach Graz zu holen.

Logisch

An sich lag nach dem Abschied des zu Leeds United abgewanderten Darko Milanic eigentlich auf der Hand, Foda wieder nach Graz zu lotsen. Er war nach seinem missglückten Auftritt beim deutschen Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern frei, verdingte sich als Sky-Experte und kennt den chaotischen Haufen in Graz wie kein Zweiter. Foda kam aber vorerst nicht in die engere Wahl, der Scherbenhaufen, den sein Abgang hinterlassen hatte, schien kaum überwindbar.

Der damalige Sturm-Geschäftsführer Paul Gludowatz hatte Foda 2012 nach ein paar grottenschlechten Runden und der Cup-Blamage in Hartberg mit den Worten "der Rauswurf war überfällig" gefeuert. Der halbe Vorstand hatte sich mit Foda überworfen. Der kühle Deutsche hatte so seine Not mit den bodenständigen Kickerexperten im Vorstand und umgekehrt. Präsident war ein gewisser Christian Jauk, der nun die Rolle getauscht hat und statt Rausschmeißer nun den Empfangschef spielt. "Wir haben uns ausgeredet", sagte Jauk, "und richtige Männergespräche geführt". Franco Foda wollte nicht weiter auf die Inhalte der "Männergespräche" eingehen und sagte nur: "Wir sollen die Vergangenheit ruhen lassen."

Harry Potter

Foda zeigt sich regelrecht aufgeräumt, er freue sich "riesig aufs erste Training". Er sei zwar nicht Harry Potter, aber die Truppe habe Potenzial und werde in den nächsten zwei, drei Jahren wieder den Anspruch auf den Titel stellen. 2015 müsse es zumindest für einen internationalen Platz reichen. Und für heuer gilt: "Sturm muss wieder eine Heimmacht werden", sagt der 48-jährige Foda. Erster Test ist gleich am Samstag. Da kommt Grödig zu Besuch.

Foda war nie ein Kumpeltyp, schroff bisweilen und stur, nun aber scheint er sich eine gewisse Gelassenheit angeeignet zu haben, die Lehrmonate bei Dortmund und Bayern, hätten ihm viel an neuer fußballerischer Input gegeben. Auch was den Umgang mit Spielern anbelangt, autoritäres Gehabe sei nicht mehr gefragt.

Warum wieder Graz: Foda sagt, Sturm liege ihm am Herzen. Er fühle sich der "wunderschönen Stadt Graz" verbunden, die Familie lebt hier seit 1997 und werde auch weiter hier bleiben. Deshalb will er, wenn's läuft, zumindest die nächsten sechs Jahre auf der Trainerbank sitzen. Und dort anschließen, wo er aufgehört hat: als Chefcoach hatte er Sturm 2010 zum Cupsieg und 2011 zum Meistertitel geführt. (Walter Müller, DER STANDARD, 1.10.2014)