Moskau - Der Internationale Währungsfonds (IWF) streicht seine Wachstumsprognose für Russland drastisch zusammen. Die russische Wirtschaft werde voraussichtlich 2015 nur um 0,5 Prozent zulegen, sagte der oberste IWF-Vertreter in Russland, Antonio Spilimbergo, am Mittwoch. In einer früheren Prognose hatte der Fonds dem Land noch ein doppelt so starkes Wachstum vorausgesagt.
"Geopolitische Unsicherheiten schlagen auf die russische Wirtschaft durch." Die Zentralbank sei zudem gefordert, ihre Geldpolitik weiter zu straffen, um die Inflation im Zaum zu halten. Die Einführung von Kapitalkontrollen würde nicht helfen.
Ende Juli hatte die Notenbank mit einer Erhöhung des Leitzinses auf acht Prozent auf die im Sog der Ukraine-Krise verschärfte Kapitalflucht reagiert. Ungeachtet einer Teuerung von voraussichtlich mehr als sieben Prozent im Jahr 2014 erwartet sie, dass sich die Inflationsrate mittelfristig wieder auf ein niedrigeres Niveau einpendelt. Wegen der russischen Rolle im Ukraine-Konflikt hat der Westen gegen das Land Sanktionen verhängt, die in den vergangenen Monaten den russischen Aktienmarkt belasteten und zu einem Kursverfall des Rubels führten.
"Stress-Szenario"
Die russische Zentralbank rüstet sich zudem mit einem Notfallplan für einen Einbruch des Ölpreises. Die Nachrichtenagentur Interfax zitierte die Erste Vizechefin der Notenbank, Xenia Judajewa, am Mittwoch mit den Worten, die Währungshüter arbeiteten an einem "Stress-Szenario". Es sehe Notmaßnahmen für den Fall vor, dass der Ölpreis auf 60 Dollar (47,7 Euro) pro Fass falle.
Laut Experten droht Russland bei einem solchen Preissturz um ein Drittel eine tiefe Rezession. Das Öl- und Gasgeschäft macht rund die Hälfte der Staatseinnahmen in dem rohstoffreichen Schwellenland aus. Die Regierung geht bei ihren Haushaltsplanungen von einem Ölpreis von 100 Dollar aus.
Die in Russland hauptsächlich geförderte Sorte hat sich jedoch bereits auf rund 92 Dollar verbilligt. Wegen der russischen Rolle im Ukraine-Konflikt hat der Westen gegen das Land Sanktionen verhängt, die mit zum Kursverfall des Rubels führten. (APA/Reuters, 1.10.2014)