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Seit Jahrtausenden werden die Chia-Samen schon gegessen.

Foto: Matthew Mead/AP

Die dunklen Körner schauen unscheinbar aus, schmecken nach nichts - sollen aber wahre Wundermittel sein: Die Samen der Chia-Pflanze liegen - über Müsli und Salat gestreut - in den USA seit Jahren im Trend, nun werden sie auch in Europa immer beliebter. "Es ist ein potentes Korn", sagt Sandra Wallner-Liebmann, Ernährungswissenschafterin und Pathophysiologin an der Medizinischen Universität Graz.

Auch wenn der Hype hierzulande neu ist, die Samen sind alt: Die Mayas und Azteken haben schon vor tausenden Jahren auf Chia-Samen als Grund- und Kraftnahrungsmittel zurückgegriffen, erzählt Wallner-Liebmann: "Aus dieser Historie heraus zeigt sich schon, dass die Inhaltsstoffe dieses Korns ganz außergewöhnlich sind."

In Europa wurden die Samen bis vor wenigen Jahren aber nur als Tierfutter verwendet. Erst 2009 genehmigte sie die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit als eine neuartige Lebensmittelzutat mit erweiterten Verwendungszwecken. Nun sind die Körner auch in Bioläden und dem Online-Versand erhältlich.

100 Gramm Chia oder ein Kilo Lachs

Besonders hoch ist der Eiweißanteil, der bei 21 Prozent liegt. Zum Vergleich: Bei normalem Weizen oder Amaranth liegt dieser bei 14 Prozent. Außerdem haben Chia-Samen auch eine starke Ausprägung an essentiellen Aminosäuren.

Die Körner enthalten zudem viermal so viele Ballaststoffe wie Leinsamen, viermal so viel Eisen wie Spinat, Kalzium, Magnesium und viele Antioxidantien. Auch Omega-3-Fettsäuren sind stark vertreten: Deren Menge in 100 Gramm Chiasamen vergleicht Wallner-Liebmann mit der Menge in einem Kilo Lachs.

Studien über die tatsächliche Wirkung beim Menschen fehlen aber weitgehend - etwa dazu, ob das Korn tatsächlich schlank macht, wie vielerorts versprochen wird. "Dadurch, dass Chia-Samen ballaststoffreich sind, sättigen sie", erklärt Wallner-Liebmann. Das Produkt alleine reiche aber nicht, um damit wirklich Gewicht zu verlieren.

Mittlerweile gibt es jedenfalls ganze Rezeptbücher für die "potenten", aber faden Körner. Egal, wie man sie konsumiert: Wichtig ist, die Chia-Samen mit Wasser in Verbindung zu bringen, da die Ballaststoffe wasserlöslich sind, so die Expertin - sie empfiehlt beispielsweise, sie gemischt mit Joghurt zu verzehren.

"Viel Marketing"

Wieviel davon pro Tag eingenommen werden dürfen, will Wallner-Liebmann nicht verallgemeinern. Zwischen 15 und 20 Gramm pro Tag schwanken die Empfehlungen von Experten.

Grundsätzlich seien die Samen für alle Menschen ratsam. Die in den Samen enthaltenen Omega-3-Fettsäuren wirken stark gefäßschützend, entzündungshemmend und sie können den Blutdruck positiv beeinflussen, daher empfiehlt Wallner-Liebmann die Einnahme besonders Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkankungen.

Die regelmäßig wiederkehrenden Hypes um vermeintliche Wundernahrungsmittel sieht sie kritisch. "Da steckt natürlich viel Marketing dahinter", räumt sie ein. Strenge Untersuchungen vonseiten der Lebensmittelbehörden seien daher sehr wichtig.

Das Interesse von Menschen für neue Lebensmittel sieht die Ernährungswissenschafterin aber grundsätzlich sehr positiv - denn das habe es auch in der Geschichte Europas immer wieder gegeben. Zwei der wohl erfolgreichsten Beispiele: Kartoffeln und Bohnen. "Beide Nahrungsmittel kamen auch aus Übersee und haben sich hier etabliert - und genau das selbe kann nun auch mit den Chia-Samen passieren." (Franziska Zoidl, derStandard.at, 7.10.2014)