St. Pölten – Nach dem Bekanntwerden verfänglicher Twitter-Nachrichten eines Benediktinerpaters und Pfarrers einer kleinen niederösterreichischen Gemeinde (der STANDARD berichtete) hat das Stift Göttweig rasch reagiert. Der Mitbruder wurde umgehend aus dem Pfarrhof abgezogen und zurück ins Heimatstift zitiert. Dort wird jetzt über weitere Sanktionen beraten.
"Er hat auch uns gegenüber bestätigt, dass die mittlerweile gelöschten Tweets von ihm stammten. Was wir davon gesehen haben, ist für uns absolut befremdend", erläutert Stiftsprior Maximilian Krenn im Gespräch mit dem STANDARD. Es stünden zwar aus derzeitiger Sicht keine strafbaren Handlungen im Raum, doch gehe es um "unmoralisches Verhalten". Krenn: "Wir distanzieren uns davon vollinhaltlich." Trotzdem wolle man dem Mitbruder "gerecht werden" und "klare" Gespräche führen. Dieser bitte um Entschuldigung für seine Tweets.
"Champus" im Priester-Nabel
Der Grund, warum der Haussegen schief hängt: Pater P. führte ein virtuelles Doppelleben. Einem kreuzbraven Twitter-Account stellt der beliebte Gottesmann ein deutlich heikleres Zwitscher-Portal gegenüber. Dort lobpreiste Pater B. unter falschem Namen diverse Trinkgelage ("Knackevoll durch die Nacht"), postete einen halbnackten Knaben, riet jungen Männern zur Prostitution, teilte die eigenen homoerotischen Vorlieben mit der Welt. Und suchte Nähe: "Gibt's denn da niemanden, der aus diesem Bauchnabel Champus schlürfen will?"
Aufmerksam wurde die kirchliche Chefetage auf den umtriebigen Pfarrer durch ein Gemeindemitglied. Der Vater eines Sohnes stieß durch Zufall auf das befremdende Twitter-Profil des Dorfpfarrers. Nach einem Gespräch mit dem St. Pöltner Diözesanbischof Klaus Küng wurde Pater P. seinen Mitbrüdern im Stift Göttweig "übergeben". Dort soll jetzt über die pastorale Zukunft von Pater P. entschieden werden. (Markus Rohrhofer, DER STANDARD, 2.10.2014)