Die Initiative "Radio muss im Funkhaus bleiben" lud zum "aktionistischen" Protestfest in die Argentinierstraße.

Foto: STANDARD/Heidi Seywald

Das war die süßeste "Widerstandsgeste" gegen den Abschied aus der Argentinierstraße: Mittwochabend demonstrierten Künstler, Mitarbeiter und Mitstreiter für den Erhalt des Funkhauses als zentrumsnahen ORF-Standort. Derzeit entstehen dort Ö1 und FM4, das Landesstudio Wien produziert im Funkhaus sein Regionalradioprogramm und "Wien heute".

Foto: STANDARD/Heidi Seywald

Das ORF-Management will alle Mitarbeiter in Wien in einem Newscenter auf dem Küniglberg zusammenholen, wo Journalisten aller Medien zusammenarbeiten.

Mittwoch vor 90 Jahren starteten Radiosendungen in Österreich. Die gewichtige Geburtstagstorte in Gestalt des Funkhauses kam übrigens von den Mitarbeitern, nicht dem Management.

"Happy No-Ending" von Robert Menasse

Ein "Happy No-Ending" wünschte Robert Menasse dem ORF-Funkhaus in Wien zum 90. Geburtstag des Radios in Österreich. Der Schriftsteller fand sich am Mittwochabend wie etliche andere Prominente vor dem Haus in der Argentinierstraße ein, um für dessen Erhalt zu protestieren. Geladen hatte dazu die Initiative "Radio muss im Funkhaus bleiben".

Karl Markovics (rechts) und Robert Menasse (im hellen Regenmantel links) beim Protestfest für das Funkhaus in der Argentinierstraße.
Foto: Matthias Cremer

Vor dem Hintergrund der drohenden Absiedelung auf den Küniglberg machte man musikalisch, mit kurzen Reden und einer Geburtstagstorte in Form des Funkhauses Stimmung. Trotz des laut Initiator Gerhard Ruiss "Beerdigungswetters" hatten sich dazu mehrere Dutzend Interessierte eingefunden, die den mahnenden Worten von Schauspielerin Maria Happel oder Schriftsteller Doron Rabinovici lauschten. Dieser betonte, dass die versammelten Künstler bei drohender Gefahr "gerne ungehörig" werden.

Seniorenresidenz Küniglberg

Eva Blimlinger, Rektorin der Akademie der bildenden Künste und Mitglied im ORF-Publikumsrat, warnte in Bezug auf den 90. Geburtstag davor, das Radio "auf die Seniorenresidenz Küniglberg" zu verfrachten. Und Journalistin Barbara Coudenhove-Kalergi gab zu bedenken, dass durch die geplante Zusammenlegung der Wiener ORF-Standorte beispielsweise "das Besondere von Ö1 unweigerlich verloren" gehen würde. Sie appellierte an die ORF-Geschäftsführung, den Stiftungsrat und die Öffentlichkeit: "Bitte überlegt euch das noch einmal. Schmeißt so ein kostbares Juwel nicht weg."

"Untrennbar mit dem Radio verbunden"

"Ein kleines Radiomanifest" hielt Schauspieler Karl Markovics: "Das Funkhaus ist für meine Generation untrennbar mit dem Radio verbunden." Dabei handle es sich um ein "lebendiges Objekt". "Als solches braucht es Freiheit und Unabhängigkeit, auch vom Fernsehen." Eine Ansicht, die vom Wiedner Bezirksvorsteher Leopold Plasch (SPÖ) und Grünen-Politiker Christoph Chorherr geteilt wurde, die sich ebenfalls unter die Gratulanten mischten und gegen die drohende Abwanderung der Radiosender aussprachen.

"Aufputschender Lärm"

Musikalische Unterstützung leistete von Trompeter Thomas Gansch und der Musikerarbeiterinnenkapelle, die neben einem Geburtstagsständchen auch "Video kills the Radio Star" anstimmte. Dieser "aufputschende Lärm", wie es Ruiss ausdrückte, war wohl als Weckruf gedacht. "Ich habe den Verdacht, dass die Hörfunkarbeit innerhalb des ORF gering geschätzt wird." Während im Haus der 90er des Radios also mit der Eröffnung einer von Rudi Klein kuratierten Ausstellung begangen wurde, gab sich Ruiss selbstbewusst und vom Erfolg der Initiative überzeugt. "Den 100er feiern wir dann gemeinsam da drinnen", zeigte er auf das Funkhaus. "Ganz sicher." (red, APA, derStandard.at, 1.10.2014)