Berlin/Köln - Warum konnte die Terrorgruppe NSU trotz zahlreicher Verbindungsleute im rechtsextremen Milieu in Deutschland jahrelang unbehelligt Menschen töten? Das ist nicht nur aus Sicht vieler Politiker bis heute unbeantwortet. Jetzt sorgt eine CD aus dem Jahr 2005 für Aufregung.

Das deutsche Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) hatte diese CD mit Hinweisen auf den Namen der rechtsextremen Terrorgruppe schon mehrere Jahre vor dem Auffliegen des "Nationalsozialistischen Untergrunds" (NSU) in seinem Archiv. "Im Rahmen der Aktensichtung für ein laufendes Ermittlungsverfahren wurde im BfV eine CD aus dem Jahr 2005 gefunden, die das Kürzel 'NSU/NSDAP' enthält", gab das Bundesamt am Mittwoch bekannt und bestätigte damit einen Bericht der "Bild"-Zeitung. Die CD sei aber erst am vergangenen Montag aufgefunden worden, erklärte eine Sprecherin.

Empörung über Verfassungsschutz im Bundestag

Etliche Mitglieder des Innenausschusses des deutschen Bundestags reagierten darauf mit Zweifeln oder Empörung. Man müsse sich fragen, ob es sich um einen Fall von Unfähigkeit oder um eine Verschleierungstaktik der Behörde handle, hieß es aus Kreisen des Ausschusses.

Beim BfV heißt es jetzt, die CD habe zwar rechtsextremes Material und einen NSU-Schriftzug enthalten, der Verfassungsschutz habe daraus jedoch nicht auf die "Existenz einer rechtsterroristischen Gruppierung namens NSU" schließen können. Die CD sei inzwischen dem Bundeskriminalamt zur weiteren Auswertung übergeben worden.

Die Bundesanwaltschaft wirft der NSU vor, neun Menschen türkischer und griechischer Herkunft ermordet zu haben. Außerdem soll das Trio aus Zwickau eine Polizistin getötet und zwei Sprengstoffanschläge verübt haben. (APA, 1.10.2014)