Wien - Israels Parlamentspräsident Yuli Edelstein hat während seines Besuchs in Wien sein Missfallen über die Beziehungen Österreichs zum Iran geäußert. "Ich kenne kein anderes europäisches Land, in dem die Staatsspitze auch nur darüber diskutiert, Teheran einen Besuch abzustatten. Das bereitet mir Unbehagen", sagte Edelstein der "Presse" vom Donnerstag.

Bundespräsident Heinz Fischer hat für heuer angekündigt in den Iran zu reisen, den Besuch in Teheran aber mehrfach verschoben. Derzeit laufen die heiklen Atomgespräche mit der Islamischen Republik. Mit deren erfolgreichem Abschluss hofft der Iran auf eine Aufhebung der Sanktionen der EU und der USA gegen ihn. Europäische Firmen wie der österreichische Ölkonzern OMV, der bereits ein Büro in Teheran unterhält, können dann dort wieder ungehindert Geschäfte machen.

"Iran ist das wirkliche Problem"

Edelstein warnte die Welt davor, wieder reguläre Beziehungen mit dem Iran aufzunehmen. "Der Iran ist das wirkliche Problem. Und ich fürchte, dass der sehr wichtige Kampf gegen ISIS (die Terrormiliz IS, Anm.) die Aufmerksamkeit von einem großen bösen Wolf namens Iran ablenkt, der nicht nur Atomwaffen vorbereitet, sondern auch Langstreckenraketen, die weit über Israel hinausreichen."

Der der regierenden Likud-Partei angehörende Knesset-Präsident wurde im Zuge seines Besuchs bereits von Fischer empfangen und besuchte im Beisein von Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) eine Holocaust-Gedenkfeier. Zitate in einer israelischen Zeitung, in der er Österreich bis in die Gegenwart fehlende Aufarbeitung der Geschichte vorwarf, sorgten während Edelsteins Besuch für Aufsehen. Gegenüber der "Presse" spricht er nun von einem "Missverständnis, einer falschen Zitierung". Österreich habe aber die Verantwortung für den Holocaust zu spät übernommen und "sicher nicht als erstes Land" Wiedergutmachung geleistet. (APA, 2.10.2014)