22.000 Wohnungen bräuchte die deutsche Hauptstadt jedes Jahr, erklärt Andreas Tied von der Investitionsbank Berlin (IBB). Grund ist das starke Wachstum der Spree-Metropole: Lag der Zuzug 2010 noch unter 17.000 Personen, so ziehen seit 2011 jährlich rund 40.000 Personen neu in die Stadt. Aktuelle Prognosen erwarten zwischen 2011 und 2015 einen Zuzug von bis zu 151.000 Menschen.

Ziel der Berliner Stadtregierung ist es, jedes Jahr 10.000 neue Wohnungen zu errichten. 2013 schaffte man allerdings nur 6641. Der Leerstand - bzw. die "Fluktuationsreserve", wie Tied ihn nennt - hat sich deshalb bereits "deutlich reduziert" und könnte schon in den nächsten beiden Jahren zu gering sein.

Wohnungspreise legen unvermindert zu

Dabei ist Berlin die einzige deutsche Stadt, in der die exponentiellen Steigerungen der Wohnungspreise nach wie vor anhalten. Die Berliner Mieten stiegen 2013 um 7,63 Prozent und heuer um 5,67 Prozent, berichtet Jürgen Michael Schick, Vizepräsident des Immobilienverbands Deutschland (IVD). In München oder Frankfurt flachte die Kurve zuletzt ab. In Berlin stehe man hingegen "erst am Anfang der Preisentwicklung" - denn es gibt aus der Sicht der Vermieter hier noch mächtig Aufholbedarf: In Berlin liegt die durchschnittliche Nettokaltmiete bei 7,45 Euro je Quadratmeter und Monat, in Frankfurt/Main bei 8,80 Euro, in München bei zwölf Euro.

Wer kann, erwirbt nun Eigentum - als Absicherung gegen weiter steigende Mieten. Das Potenzial für Entwickler wäre an sich riesig: Nicht weniger als 86 Prozent der Haushalte sind Mieter. Diese niedrige Eigentumsquote von 14 Prozent (zum Vergleich: in Wien sind es 22 Prozent) erlaube es jedenfalls, "von einer Steigerung auszugehen." Allerdings lässt der Run auf Eigentum wiederum hier die Preise steigen, heuer um 12,90 Prozent. Der durchschnittliche Quadratmeterpreis liegt aktuell bei 1750 Euro, allerdings mit riesigen Unterschieden zwischen den Bezirken bzw. nach Qualität der Wohnungen.

"Preise immer noch günstiger als vor 20 Jahen"

Schick rechnet vor, dass die Kaufpreise "immer noch günstiger sind als vor 20 Jahren". Nach der Wende im Jahr 1989 fielen nämlich die Wohnungspreise stark. Nehme man die Preise des Jahres 1994 als Basis heran, so lägen die Kaufpreise für Eigentumswohnungen (mittlerer Wohnwert) 2014 beim Wert von 96,7. Die damaligen Niveaus wurden demnach also "noch nicht wieder erreicht". (mapu, DER STANDARD, 4.10.2014)