Sofia - In Bulgarien gelten die Konservativen als klare Favoriten bei der Parlamentswahl am kommenden Sonntag. Laut Meinungsumfragen könnte die Partei GERB von Ex-Regierungschef Boiko Borissow bei der vorgezogenen Wahl bis zu 36 Prozent der Stimmen erhalten. Die Sozialisten, die bis Ende Juli regiert hatte, dürften es dagegen mit höchstens 21 Prozent nur auf Platz zwei schaffen.

Trauer statt Wahlkampf

Bis zu sechs kleinere Parteien können ebenfalls mit dem Einzug ins Parlament rechnen. Die Regierungsbildung im ärmsten EU-Land dürfte somit schwierig werden. Für Freitag geplante Veranstaltungen zum Wahlkampfabschluss wurden abgesagt, weil im ganzen Land um die 15 Opfer einer Explosion in einer bulgarischen Fabrik getrauert wurde. Die Sozialisten nutzten die Gelegenheit, um für sich zu werben: Das Privatkapital vernachlässige oft die Betriebssicherheit zugunsten der Gewinne, sagte Sozialisten-Chef Michail Mikow am Unglücksort nach einem Bericht der Zeitung "24 Tschassa" (Freitag).

Die Trauerstimmung im ganzen Land könnte die Wahlbeteiligung am Sonntag verringern, vermuten Beobachter. Bis zuletzt riefen vor allem kleinere Parteien die Bulgaren dazu auf, wählen zu gehen. Nur so könnten sich die Bürger dem per Gesetz verbotenen und doch praktizierten Stimmenkauf widersetzen. Ebenso wie vor früheren Wahlen hatte es auch in diesem Wahlkampf zahlreiche Hinweise auf den Kauf und Verkauf von Wählerstimmen gegeben. (APA, 3.10.2014)