Kiew - Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko hat sich dafür ausgesprochen, künftig an den Schulen Englisch statt Russisch als erste Fremdsprache zu unterrichten. "Englisch sollte die zweite Sprache werden, die an Schulen gelehrt wird", sagte Poroschenko am Freitag bei einem Besuch in der westukrainischen Großstadt Lwiw (Lemberg).

In Lemberg spricht die Bevölkerung überwiegend Ukrainisch und unterstützt eine Annäherung an die Europäische Union. Die Äußerungen dürften bei der russischsprachigen Bevölkerung , die mehr als 17 Prozent ausmacht, auf Unmut stoßen, die sich ohnehin durch die prowestliche Regierung Poroschenkos benachteiligt sieht.

Poroschenko sagte, es gebe einen Zusammenhang zwischen den Englischkenntnissen und dem Lebensstandard einer Gesellschaft und verwies auf das Beispiel von Singapur, wo in den 1950er-Jahren Englisch als zweite Amtssprache eingeführt wurde. "Je mehr Ukrainer Englisch sprechen, umso besser wird es der Ukraine ergehen", sagte der Präsident. Die Sprachenfrage sorgt in der Ukraine seit langem für Streit. Die frühere Sowjetrepublik ist geteilt zwischen einem überwiegend Ukrainisch sprechenden Westen und dem russischsprachigen Osten.

Amtssprache Ukrainisch

Seit der Unabhängigkeit 1991 ist Ukrainisch die einzige Amtssprache des Landes. Im Osten empfinden dies viele als Diskriminierung und fordern die Einführung von Russisch als zweite Amtssprache. Seit dem Sturz des prorussischen Präsidenten Viktor Janukowitsch im Februar hat der Sprachenstreit wieder an Aktualität gewonnen. Bemühungen der ukrainischen Nationalisten, den Gebrauch des Russischen zu beschneiden, befeuerten den prorussischen Aufstand im Osten. Laut Kiew erhalten die Separatisten dabei nicht nur politische, sondern auch militärische Unterstützung aus Moskau. (APA, 04.10.2014)