Kobanê - An der Grenze zur Türkei weitet die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) ihre Angriffe auf die nordsyrische Stadt Kobanê (arabisch: Ayn al-Arab) aus. Die Jihadisten zogen nach Medienberichten im Kampf um die Kurden-Stadt Verstärkung aus den eigenen Reihen hinzu. "Sie feuern mit Mörsergranaten ins Stadtzentrum, und wir haben nur leichte Waffen", sagte der Chef der kurdischen Verteidigungskräfte, Esmat al-Scheich, am Montag in einem Telefonat mit der Nachrichtenagentur Reuters.

IS-Kämpfer hätten zudem bereits in der Nacht auf Montag versucht, die Stadt an der Grenze zur Türkei von Osten und Westen aus zu stürmen, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Kurdische Kämpfer haben den Angriff aber abgewehrt. Am Wochenende waren nach unbestätigten Angaben 86 IS-Extremisten getötet worden. Aufseiten der kurdischen Einheiten starben 17 Kämpfer.

Die USA und ihre arabischen Verbündeten hätten die Kurden mit insgesamt sieben Luftangriffen bei Kobanê unterstützt, teilte die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Eine kurdische Kämpferin soll bei einem Selbstmordanschlag südlich von Kobanê dutzende Extremisten getötet haben. Die Frau sei Mitglied der kurdischen Volksschutzeinheiten (YPG) gewesen, sagte der YPG-Kommandant in Kobanê nach Angaben der kurdischen Nachrichtenseite Welati.

Kampf um Hügel bei Kobanê

Nachdem IS-Kämpfer vor knapp drei Wochen mehr als 300 Dörfer im Umland von Kobanê eingenommen hatten, flüchteten nach Angaben der türkischen Regierung mehr als 160.000 vor allem kurdische Syrer in die Türkei.

Besonders umkämpft war am Sonntag ein Hügel südöstlich der Stadt. Auf Youtube-Videos ist zu sehen, wie die kurdischen Kämpfer mit Kalaschnikows und Panzerfäusten aus Kobanê heraus versuchen, die IS-Panzer am Vorrücken zu hindern. Nach Angaben der PKK-nahen Agentur Firat hatten YPG-Kämpfer ein Munitionslager der Extremisten westlich von Kobanê zerstört.

Immer wieder schlagen auch Geschosse aus der umkämpften syrischen Region auf türkischem Boden ein. Am Montag ist eine Mörsergranate in einem Haus im türkischen Grenzdistrikt Suruc eingeschlagen. Dabei habe es aber keine Verletzten gegeben, berichtete die Nachrichtenagentur DHA. Auch am Sonntag sei eine Mörsergranate in der Nähe des Grenzübergangs Mürsitpinar gelandet, meldete die Nachrichtenagentur Anadolu. Ein Polizist sei durch Splitter leicht verletzt worden.

Kämpfe im Irak

Auch im benachbarten Irak gingen die Kämpfe gegen Einheiten der IS weiter. 20 Kämpfer der Extremisten seien bei Luftangriffen der von den USA angeführten Koalition westlich der nordirakischen Stadt Mossul ums Leben gekommen, berichteten Augenzeugen der Nachrichtenagentur dpa. Zwölf weitere Extremisten seien bei Gefechten mit der irakischen Armee nahe Baiji getötet worden, hieß es vonseiten der Sicherheitskräfte.

Die IS-Jihadisten hatten am Sonntag erneut die größte Ölraffinerie des Irak in Baiji angegriffen, seien jedoch zurückgeschlagen worden. Die Anlage rund 200 Kilometer nördlich von Bagdad ist seit Monaten umkämpft. Im Juni hatten Extremisten die Raffinerie kurzzeitig erobert, waren dann jedoch von der irakischen Armee wieder vertrieben worden. Seitdem hat die IS-Miliz mehrmals Baiji angegriffen. (APA, 6.10.2014)