Dass die Formel 1 ein Hochrisikosport ist, das wurde mit dem schrecklichen Unfall des Franzosen Jules Bianchi wieder einmal augenscheinlich. Kritik musste sich der Weltverband FIA vor allem aus dem Fahrerlager anhören, weil das Regenrennen nicht früher abgebrochen wurde. Ein Renningenieur sprach gar von "den dunkelsten Lichtverhältnissen in den letzten 15 Jahren".

Ein Argument, das in der Gefahrendebatte jedenfalls immer auf die sichere Seite führt: Seit zwei Jahrzehnten, also seit dem Tod von Ayrton Senna, hat es keinen Todesfall mehr gegeben. Die Formel 1 ist sicherer geworden. Stimmt.

Aber es gibt keinen Grund zur Naivität. Im Kreis fahren mit über 300 km/h wird nie ganz sicher sein - das ist der Preis, den die Piloten für ihr Hochgeschwindigkeitsleben bezahlen. Und das in jüngster Vergangenheit nichts passiert ist, stimmt natürlich auch nicht. In Monza und in Melbourne starben Anfang der Nullerjahre Streckenposten, die von Reifen getroffen wurden. Nur ist das eben weniger medienwirksam.

Der Brasilianer Felipe Massa ist vor fünf Jahren dem Tod nur um Millimeter entkommen, als sich eine bierdosengroße Metallfeder vom Auto des Vordermanns löste und in voller Fahrt seinen Helm demolierte. Der Pole Robert Kubica schlug in Kanada mit 250 km/h in eine Betonmauer ein und überlebte wie durch ein Wunder. Das Risiko ist immer Beifahrer.

So weit, so schlecht. Die Formel 1 wird den Unfall Bianchis analysieren, mehr Sicherheit propagieren, ihre Rennen aber weiter durchpeitschen. The show will go on. Der Rubel rollt, nächste Woche schon in Sotschi. (Florian Vetter, derStandard.at, 6.10.2014)