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"Daumen hoch" und Victory-Zeichen: Aécio Neves hat noch eine Chance in der Stichwahl zu gewinnen.

Foto: AP/Savio

Immer wieder macht der 54-jährige Aécio Neves das Victory-Zeichen in die Kameras. An der Hand hält er seine strahlende Frau Leticia. Er hat immer an den sicheren Einzug in die Stichwahl um das brasilianische Präsidentenamt geglaubt, nur viele seiner Parteifreunde nicht. Aus der letzten TV-Debatte mit Amtsinhaberin Dilma Rousseff und der Öko-Aktivistin Marina Silva ging der telegene Neves als strahlender Sieger hervor. Er überzeugte mit Charme und Sachkenntnis und ließ Rousseff erneut als wenig charismatische Technokratin erscheinen. Danach schossen seine Umfragewerte in die Höhe.

Als ehemaliger Gouverneur (2002- 2010) des wirtschaftlich starken Bundesstaates Minas Gerais kann Neves auf zahlreiche politische Erfolge verweisen. Seine Zustimmungsraten lagen dort regelmäßig zwischen 80 bis 90 Prozent. Neves entstammt einer einflussreichen Politikerdynastie. Sein Großvater Tancrede Neves hätte 1985 Brasiliens erstes frei gewähltes Staatsoberhaupt nach der Militärdiktatur werden sollen. Er starb aber vor dem Amtsantritt. Im Wahlkampf des Opas sammelte der damals 25-Jährige erste politische Erfahrungen. Schon 2010 wollte der studierte Ökonom Neves nach der Präsidentschaftskandidatur greifen, musste aber seinem innerparteilichen Rivalen José Serra aus São Paulo den Vortritt lassen.

Hang zum Dandyhaften

In der im Mitte-Rechts-Spektrum angesiedelten PSDB (Sozialdemokratische Partei Brasiliens) gab es auch diesmal Widerstand vom traditionellen Flügel. Man wirft Neves fehlende Seriosität, ein schwaches politisches Profil und einen Hang zum Dandyhaften vor. Gern zeigte er sich bisher bei Society-Events.

Im Internet kursieren Videos, die ihn in nicht ganz nüchternem Zustand zeigen. 2011 sorgte er für einen Skandal, als er nachts in Rio de Janeiro bei einer Polizeikontrolle mit abgelaufenem Führerschein erwischt wurde und den Alkoholtest ablehnte.

Heirat mit Model

Im Wahlkampf konnte Neves aber an seinem Image arbeiten und präsentierte sich als Reformer. Entscheidend für den Einzug in die Stichwahl war der Sieg im wirtschaftlich stärksten und bevölkerungsreichsten Bundesstaat São Paulo. Die dortige Wirtschafts- und Finanzelite gehört zu seinen wichtigsten Unterstützern.

Vor einem Jahr heiratete er seine 19 Jahre jüngere Lebensgefährtin, das Model Leticia Weber. Im Juni dieses Jahres wurden Zwillinge geboren. Neves hat bereits erwachsene Kinder aus seiner ersten Ehe. (Susann Kreutzmann, DER STANDARD, 6.10.2014)