Wien - Wiens Finanzstadträtin Renate Brauner (SP) weiß: "In eine schiache Stadt kommen auch keine Touristen." Insofern hat die Bundeshauptstadt in den vergangenen Jahren einiges richtig gemacht. Nach vier Rekordjahren in Folge dürfte heuer laut Brauner bei den Nächtigungen erstmals die 13-Millionen-Marke übertroffen werden. Das Nächtigungsergebnis von Jänner bis August lag um 6,4 Prozent über den Vergleichswerten des Vorjahres. 2013 wurden insgesamt 12,7 Millionen Nächtigungen gezählt.

Geht es nach der am Dienstag präsentierten Wiener Tourismusstrategie 2020, sollen die Tourismuszahlen in der Bundeshauptstadt weiter steigen. Für 2020 werden 18 Millionen Nächtigungen und eine Milliarde Euro Hotellerieumsatz angepeilt. Verglichen mit den Zahlen von 2013 wäre das bei den Nächtigungen eine Steigerung um 40 Prozent, bei den Hotellerieumsätzen eine Steigerung um 60 Prozent. Erreicht werden sollen diese Ziele unter anderem mit dem Ausbau von Direktflugverbindungen aus 20 zusätzlichen Destinationen, sagte Wien-Tourismus-Chef Norbert Kettner.

Werbung für Direktflüge nach Wien

Die genauen Städte wollte Kettner nicht nennen, es handle sich aber um Metropolen aus Nord- und Südamerika, Europa und Asien. Sehr interessiert dürfte Wien vor allem an Direktflügen und somit an Passagieren von Städten der US-Westküste sein. São Paulo gilt als attraktive Verbindung, um Gäste aus Südamerika nach Wien zu locken. Dazu kommen asiatische Metropolen wie Schanghai. Mit dem Flughafen-Airline-Marketing gebe es seit 2013 eine enge Kooperation, um weltweit Werbung für Direktflüge nach Wien zu machen.

Auch mit der Bahn und mit dem Bus sollen Reisende künftig besser nach Wien kommen. Angedacht wird etwa eine Optimierung der Anbindung an den Flughafen Wien. Im Büro der grünen Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou soll an einem Konzept für einen neuen zentralen Busterminal in Wien gefeilt werden. Der aktuelle Haupt-Busbahnhof in Erdberg gibt mit seiner Betonwüste nicht unbedingt das beste Bild für die ankommenden Touristen ab. Von den Verbesserungsmaßnahmen sollen laut Kettner auch die Wiener profitieren. "Nur eine Stadt, die gut zu ihren Bewohnern ist, ist auch gut zu ihren Besuchern."

Damit, wie in der Zielsetzung für 2020 präzisiert, die Umsätze um einiges stärker als die Nächtigungen steigen, müssen sich Zimmerpreise verteuern. "Das Ziel ist, dass die Preise moderat nach oben gehen", sagt Kettner, "wir glauben, dass wir unterbewertet sind." Der aktuelle Durchschnittspreis für ein Zimmer - von der Jugendherberge bis zum Luxushotel - beträgt 90 bis 100 Euro. Wohin sich der Preis bewegen soll, sagte er nicht. "Das regelt der Markt." Die Buchung und Vermietung von Privatunterkünften über Plattformen wie Airbnb stellten eine große Herausforderung dar. "Das 'Live like a local' ist ein großes Thema", sagte Kettner, "wir müssen uns an den Trend anpassen."

Sonntagsöffnung offen

Finanzstadträtin Brauner sagte, dass sich seit 2004 die Nächtigungszahlen in Wien um mehr als 50 Prozent gesteigert hätten. Das ruft auch Begehrlichkeiten der Wirtschaft hervor, ÖVP und Wirtschaftskammer fordern seit längerem Tourismuszonen inklusive Erlaubnis zur Sonntagsöffnung. Bürgermeister Michael Häupl (SP) kann sich Tourismuszonen prinzipiell vorstellen, verweist aber auf geplante Gespräche zwischen Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertretern. "Was ich nicht will, ist, dass Leute, die sonntags arbeiten, nicht adäquat bezahlt werden." (David Krutzler, DER STANDARD, 8.10.2014)