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"Im Kopf fühle ich mich jung, mein Körper ist stark, aber alt", sagt Vonn kurz vor ihrem 30. Geburtstag in Tirol.

Foto: APA/Gindl

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Was für ein Auftritt.

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Hall in Tirol - Zumindest ihre Fingernägel glänzen schon wieder golden. Lindsey Vonn tourt derzeit durch Tirol - mit einem breiten Lächeln und "hochmotiviert", wie sie sagt. Nachdem die erfolgreichste US-Skirennläuferin aller Zeiten vergangene Woche in Schladming erstmals wieder medienwirksam den Hang runterwedelte, sitzt sie nun auf einem Stapel Industriepaletten in einer Halle nahe Innsbruck, sagt "Servas" - und strahlt. Ihr Sportbekleidungssponsor hat zu einer "interaktiven Pressekonferenz" geladen.

"Comeback-Camp" ist das Motto, und wer es übersteht, wird überzeugt sein: Diese Frau ist nicht bloß Sportlerin, die ist ein Superstar inmitten einer gewaltigen PR-Maschinerie.

Karriere-Renaissance in Lake Louise

Die "erste Station" nennt sich "zero doubts" - in Anlehnung darauf, dass sie nun bereit ist, an die Spitze des alpinen Skirennsports zurückzukehren. Daran hat zumindest hier auch keiner nur den geringsten Zweifel. Vonn selbst gibt sich bescheiden. Der zweite Kreuzbandriss im Training in den USA habe sie mehr mitgenommen als die erste Verletzung in Schladming neun Monate zuvor. "Ich musste meine Ziele verändern. Eigentlich hatte ich gedacht, dass die Heim-WM in Vail ein schöner Schluss sein könnte."

Der Rennstart für die Karriere-Renaissance ist nun für Lake Louise geplant. Die zweite Station widmet sich dann auch ganz den Strapazen, die sie dafür auf sich nehmen muss. Vier bis sechs Stunden an sechs Tagen die Woche soll sie in den vergangenen Monaten trainiert haben. Über hundert Stunden musste sie ihr Knie kühlen. "Das hilft", sagt Vonn, "cool", der Moderator. Sein Wortspiel wird vom Publikum nicht wahrgenommen, es ist gebannt von Lindsey.

Quasi der Mount Everest

Zur weiteren Veranschaulichung hat der Sponsor noch ein paar Zahlen parat: 130 Pistenraupen habe Vonn in den sieben Comeback-Monaten virtuell gestemmt, "gesprungen" sei sie bis auf den Gipfel des Mount Everest. Nicht ganz so schön: Das habe Vonn auch 1300 Liter Schweiß gekostet. Sie rümpft die Nase.

Dann wird es richtig interaktiv. Vonn soll auf einem halbrunden Balancegerät in der Abfahrtshocke stehen und nebenbei Interviews geben. Gegen sie treten zwei Männer an, von denen der Erste nach etwa 40 Sekunden aufgibt. Der Zweite wackelt etwas länger hinter ihr herum. Vonn hockt wie angewurzelt, beantwortet geduldig Fragen und, natürlich, sie grinst freudig.

Silber in Innsbruck

In ein paar Tagen wird sie ihren 30. Geburtstag feiern. Wie sie sich dabei fühle, wollen Journalisten wissen. "Im Kopf fühle ich mich jung, mein Körper ist stark, aber alt", sagt Vonn. Unterkriegen wolle und werde sie sich dennoch nicht lassen. "Michaela Dorfmeister hat mit 33 Jahren zweimal Gold gewonnen." Ihr Freund, der Golf-Superstar Tiger Woods, der derzeit auch an einem Comeback arbeitet, und sie würden sich gegenseitig motivieren.

Am Ende der Veranstaltung bekommt Lindsey noch eine "Überraschung". Vor Ort fertigt ein eigens engagierter Goldschmied ein Armband für sie an - mit dem Logo des gastgebenden Sporttextilherstellers Under Armour. Es glänzt allerdings bloß silbern. (Katharina Mittelstaedt, DER STANDARD, 8.10.2014)