Jillian Banks macht keine unnötigen Experimente. Sie positioniert sich mit Produzenten wie dem an sich und der Welt unter schwarzem Hoodie leidenden, in Wien lebenden britischen Produzenten Sohn alias Christopher Taylor lieber gleich im Mittelfeld des Pop, der so tut, als würde er Zeitgenossenschaft besitzen. Die anderen Zulieferer der Sounds für die 26-jährige Kalifornierin heißen Totally Enormous Extinct Dinosaurs, Lil Silva oder Jamie Woon. Es geht hier irgendwie um modernen R’n’B in Verschränkung mit Post-Dubstep und ätherisch verhauchtem Gesang, der Innigkeit behauptet. Die Musik der aktuellen Vizekaiserin von Blogistan und benachbarten brüllmodernisierten Papierstaaten bewegt sich also auf einem Terrain, das aktuell auch von FKA Twigs, Jesse Lanza oder Fatima Al Qadiri auf jeweils eigene Art beschritten wird.
Banks singt mit zarter Stimme von der Einsamkeit, dem Schiefgehen von Liebesbeziehungen und den üblichen schwer abbaubaren Stoffen, die entstehen, wenn man im 21. Jahrhundert lebt, ohne zumindest Hunger haben zu müssen. Die Beats sind gebrochen wie das angestrebte Identitätsmodell. Manchmal ist all das Leiden schwer überzogen. Manchmal wabern die zur rhythmischen Unterstützung eingesetzten Vokalsamples aber ordentlich am Puls der Zeit Richtung Burnout-Syndrom. Spaß macht dieses Album definitiv keinen. Das war aber beabsichtigt. Wenn man älter wird, wird übrigens auch nicht alles leichter. (schach, Rondo, DER STANDARD, 9.10.2014)