Seit Sonntag berät sich Papst Franziskus bei einer Bischofsynode über Familie, Ehe und Sex. "kreuz & quer"-Moderator Günter Kaindlstorfer wirkt etwas bekümmert, als er die Gründe dafür aufzählt: Kinder wachsen in Patchworkfamilien auf, Lesben und Schwule verpartnern sich, Geschiedene leben in einer neuen Ehe - ohne den Segen der Kirche.
Das Religionsmagazin wollte von Katholiken wissen, wie es ihnen mit den Regeln ihrer Kirche geht - und mit dem Umstand, dass sie diese nicht einhalten. Wohlgemerkt: Es ging nicht um Katholiken auf dem Papier, sondern um verlässliche Kirchgänger und Gläubige, die sich in kirchlichen Betriebsamkeiten engagieren. Gemeinsam haben die von Familie, Ehe und Sex "betroffenen" Katholiken, wie sie in der Reportage öfter genannt werden, wenig. Was sie aber eint, ist ihr moralischer Staffellauf. Etwa der Fall "Geschieden in einer neuen Ehe". Während die Marillenknödel gekonnt geformt und in gold-braunen Semmelbrösel hin und her gerollt werden, erzählt eine heute glücklich Verheiratete von ihrem eigenen Wiglwagl mit ihrer Kirche, für die sie, genau genommen, eine Sünderin ist.
Auch in der porträtierten Großfamilie ist ein Hoppla passiert: eine Schwangerschaft - vor der Hochzeit. Inzwischen ist Gott sei Dank alles in trockenen Tüchern, so streng nimmt es selbst die ältere Generation in der Familie aber eh nicht.
Für die originale Kirchenlinie fand sich im Übrigen nur ein Paar um die vierzig. Nein zur Verhütung und "Mitleid" für Lesben und Schwule. Diese Agenten der Katholischen Kirche in Zivil machen neben ihren Mitgläubigen eine fundamentalistische Figur. Fernsehtipp für die sich beratenden 191 Bischöfe. (Beate Hausbichler, DER STANDARD, 9.10.02014)