Ein Schwimmbad voller Intrigen: Claudio (Fran Kranz, mit Taucherbrille) muss sich unschöne Bemerkungen über seine Herzensdame Hero anhören.

Foto: Polyfilm

Wien - Ein Blockbuster-Regisseur und TV-Serien-Veteran verfilmt eine Komödie von William Shakespeare? Im Falle von Joss Whedon sollte dies nur jene verwundern, die von der Vielseitigkeit des US-Filmemachers noch zu wenig mitbekommen haben. Denn Whedon, vor allem als Regisseur der Comicverfilmung The Avengers vertraut, hat bereits während seiner Serienzeit bei Buffy, the Vampire Slayer, Angel und Firefly mit seinem Ensemble regelmäßig Shakespeare-Lesekreise abgehalten. Die Vielstimmigkeit, die raschen Tonartwechsel des Dichters, wusste Whedon, würden den Serienfiguren gut anstehen.

Viel Lärm um Nichts ist ein Wunschprojekt, befreit von jedem Produktionsdruck, das der 50-jährige Absolvent eines Elite-Colleges während einer vertraglich festgesetzten Drehpause von The Avengers realisiert hat. Zwölf Tage lang drehte er in seiner eigenen Villa in Santa Monica, etliche der Darsteller sind, wiewohl keine Stars, aus seinem Serienumfeld vertraut. Statt in historischer Kostümierung - das Stück spielt in der fürstlichen Toskana des 16. Jahrhunderts - lässt Whedon seine Figuren in Anzügen und Sommerkleidern auftreten: ein schickes, mondänes Treiben junger, gut frisierter Menschen aus der kalifornischen Upperclass, die stets ein Glas Weißwein griffbereit haben.

Zu Beginn noch ein wenig gewöhnungsbedürftig, hat dieser Ansatz glücklicherweise nichts mit bemühtem Regietheater gemeinsam. Das Gegenwartsambiente bezeugt hier eher die zeitlose Gültigkeit der von Shakespeare eingefädelten Intrigen, die den Milieuwechsel unbeschadet überstehen. Auch hier spielen sie doppelt in die Liebe hinein: Das eine Paar, aufrichtig verliebt, wird durch boshafte Einflüsterungen auseinandergetrieben; beim anderen Paar beginnen sich Mann und Frau dagegen erst in dem Moment richtig zu sehen, als das Begehren Starthilfe von außen erhält.

Whedon hat in Schwarz-Weiß gedreht, was den Tonfall des Films noch ein Stück weiter Richtung Screwball-Comedy verschiebt. Besonders zwischen Beatrice (Amy Acker) und Benedikt (Alexis Denisof) wird die Dynamik einer Abstoßung, hinter der sich unausgesprochene Leidenschaft verbirgt, pointiert ausgespielt. Die Morgengymnastik, die er vor ihren Augen halb ironisch ausübt, treibt das Spiel komisch auf die Spitze; nur selten überspannt Whedon den Bogen Richtung Slapstick.

Auch in den dramatischen Momenten - der arme Claudio (Fran Kranz) steigert sich in manische Eifersucht, die noch ärmere Hero (Jillian Morgese) fällt wie ein Kartenhaus in sich zusammen - trifft diese nuancierte Umsetzung von Viel Lärm um Nichts unangestrengt den richtigen Ton. Das liegt nicht zuletzt daran, dass Whedon Zurückhaltung übt. Er achtet auf das stimmig-elegante Zusammenspiel seines Ensembles sowie schwungvolle Montagen und verzichtet auf vordergründiges Schaulaufen. (Dominik Kamalzadeh, DER STANDARD, 9.10.2014)