Wien - Die Waffenruhe nach dem Tod von Melinda Esterhazy Ende August währte nicht lange. Der Streit über Ausschüttungen der und Kontrolle über die Esterhazy-Stiftungen, denen das halbe Burgenland, Schlösser und Immobilien gehören, hat neue Formen angenommen. Wie die Staatsanwaltschaft Eisenstadt bestätigt, hat Prinz Pal Antal Esterhazy eine Sachverhaltsdarstellung eingebracht, in der Anschuldigungen gegen den Chef der diversen Stiftungen, Stephan Ottrubay, erhoben werden. Er hat mittlerweile seinen Rückzug aus den Stiftungen angekündigt.

Laut einem Sprecher der Anklagebehörde werden die Vorwürfe jetzt geprüft. Die Anzeige sei mit "Delikte gegen die Rechtspflege" getitelt. Konkret wird Beweismittelbetrug unterstellt, zudem sollen Fragen der Bereicherung geprüft werden, da die Stiftungen durch die Nicht-Ausschüttungen an die früheren Begünstigten profitierten. Für Ottrubay, der die Vorwürfe bestreitet, gilt selbstredend die Unschuldsvermutung. Die Vorwürfe würden als "Prozess-Geplänkel" eingesetzt, meint er. Ähnliche Behauptungen seien bereits mehrmals vom Gericht abgewiesen worden, heißt es.

8000 Euro im Monat

Prinz Esterhazy, Großneffe des 1989 verstorbenen Fürsten Paul, will sich nicht weiter zu den von ihm erhobenen Vorwürfen äußern und verweist auf seine Stellungnahme im zivilrechtlichen Verfahren. Der 28-jährige Oxford-Absolvent monierte damals, dass seine Familie 2007 als Begünstigte und Kontrollorgan einer von vier Stiftungen eliminiert wurde - gegen den Willen von Stifterin Melinda. Tatsächlich wurden die Zahlungen dann 2009 eingestellt - dem Vernehmen nach geht es um gut 8000 Euro im Monat. Die Privatfehde folgte auf dem Fuß und hat in den letzten Monaten an Fahrt gewonnen.

Viele Verfahren

So wurde eine Klage von Ottrubay in München, mit der die Feststellung begehrt wird, Pal Antal und seine Mutter Ursula Esterhazy seien keine Begünstigte, in erster Instanz abgewiesen. Im Verfahren tauchten eidesstattliche Erklärungen Ottrubays auf, wonach keine Beschlüsse bekannt seien, die den Kläger als Begünstigten ausgewiesen hätten.

Diese Erklärungen seien "bewusst unvollständig und falsch", sagte der Anwalt von Pal Antal Esterhazy Ende August vor Gericht und deutete eine strafrechtliche Konsequenz der Vorgänge an. Diese sollen mit der Anzeige offenbar beschleunigt werden. Umgekehrt blitzten die Esterhazys mit Klagen in Eisenstadt ab, die auf die Abberufung des Stiftungsvorstands abzielten.

Kritik an Betrieben

Laut Pal Antal Esterhazy haben einige unternehmerische Unterfangen Ottrubays hohe Millionenverluste gebaut, was zur Substanzminderung der Stiftungen geführt hätte. In der Bilanz 2013 der Esterhazy Betriebe ist ein negatives Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit von 4,65 Mio. Euro nachzulesen. Allerdings stehe das Minus nicht im Zusammenhang mit der betrieblichen Tätigkeit, heißt es dort. Ottrubay stellt die Verwaltung der Güter als Erfolgsstory dar. Er sieht in Unterhaltszahlungen an diverse Familienmitglieder "Pfründe" und warf den Personen kürzlich in News vor, keine Leistungen zu erbringen. Laufend kämen "vermeintliche Esterhazys, um Apanagen einzufordern", ätzte Ottrubay. (as, DER STANDARD, 9.10.2014)