Ein Mann wie ein Sonntagsbraten: O'Connors-Küchenchef Gaz Smith ist der Meister des Sunday Roast - jener festlichen Speise, die das Königreich im Innersten zusammenhält.

Foto: Heribert Corn/http://www.corn.at

Allein die Location ist die Anfahrt wert: So spektakulär unattraktiv, wie sich das O'Connors an die verkehrsumtoste Ecke Schlachthausgasse und Rennweg schmiegt, so öde, wie sich der Blick von hier den Rennweg hinunter, die Simmeringer Hauptstraße hinauf und das Grau der Schlachthausgasse entlang präsentiert, das hat etwas Monumentales.

Wenn man sich sattgesehen hat, darf man eintreten, wo Ale und Stout vom Fass gezapft werden und die dem Iren innewohnende Frohnatur einen flugs in andere Gefilde entführt. O'Connors gilt als Pub, das man keineswegs nur des Fußballs und der Pints wegen aufsucht, sondern um erwachsen zu essen. Das liegt an Gaz Smith, Koch und Partner der O'Connor-Brüder. Was der für Pasteten und Pies aus der Küche haut, wie er seine "Warm Salads" komponiert und wie gottvoll sein Fish & Chips mit krachgurkeliger Sauce tartare schmeckt - das haut einem ordentlich die Wadeln fire.

Die Tradition des Sunday Roast

Seit ein paar Wochen huldigt Smith nun auch der Tradition des Sunday Roast. Das Sonntagmittagessen hat auf den Inseln einen ganz anderen Stellenwert als irgendwo auf dem Festland - lässt sich auch am mehrsprachigen Wikipedia-Eintrag zum Thema ablesen. Was ein ordentlicher Sunday Roast ist, muss zuallererst einmal eine absurd große Portion sein - danach soll man nur noch Alkohol trinken und sich mit Fassung auf das nahe Ende des Weekends vorbereiten können.

Smith lässt stets große Braten auffahren - einmal knusperschwartiges Duroc-Schwein, wie es sich gehört mit Apple Compote, dann wieder Lamb Shanks oder Beef. Dazu gehören Bratkartoffeln, eiknusprig flaumiger Yorkshire Pudding, allerhand Gemüse und Gravy. Macht einen auf überzeugende Art fertig! Auf die pochierte Birne mit butterkaramelliger Toffee Sauce, Brandy Snap und hausgemachtem Vanilleeis (grotesk gut) darf man deshalb aber keineswegs verzichten. (DER STANDARD, 4.10.2014)