Wien - Bei seiner Wiederwahl zum ÖFB-Präsidenten im Juni des Vorjahres hat Leo Windtner die Errichtung eines neuen Hauptquartiers für den Österreichischen Fußball-Bund als eines seiner großen Vorhaben für die zweite Amtszeit ausgegeben. Diesem Ziel scheint man nun sehr nahe. Das große Sportzentrum, das binnen vier Jahren in der Wiener Seestadt Aspern entstehen soll, wie der Standard berichtete, soll auch für den ÖFB eine bedeutende Rolle spielen - und vice versa.
Wie seit Wochen der Homepage www.aspern-sports-area.at zu entnehmen ist, sind im Stadtentwicklungsgebiet auf einer Grundfläche von 160.000 Quadratmetern eine Indoor- und Outdoor-Leichtathletik-Anlage, eine multifunktionale Sporthalle, ein Turn- und Schwimmzentrum sowie ein medizinisches Forschungszentrum geplant, auch die Sportuniversität könnte von der Schmelz nach Aspern übersiedeln.
Für den ÖFB wären bei diesem Projekt einige Trainingsplätze, darunter auch einer mit Rasenheizung, sowie Räumlichkeiten in dem ebenfalls in Aspern vorgesehenen neuen Haus des Sports geplant. Sollte dies Realität werden, könnte der größte Sport-Fachverband Österreichs endlich die ungeliebten Büros im Happel-Stadion hinter sich lassen. "Unsere derzeitige Unterbringung lässt es nicht einmal zu, dass wir dort Sitzungen abhalten", sagte Windtner vor dem österreichischen Länderspiel in der Republik Moldau (nach Blattschluss).
Laut dem Oberösterreicher stellt ein Umzug nach Aspern eine Option dar. "Wir beschäftigen uns in einer Arbeitsgruppe intensiv mit dem Thema Infrastruktur. Das neue ÖFB-Kompetenzzentrum ist auf unserer Agenda, wir wissen, dass hier echter Bedarf gegeben ist", betonte Windtner. "Wenn man sich in Europa umsieht, wurden viele solche Headquarters mit einem beachtlichen Standard geschaffen. Da sind wir einigermaßen im Hintertreffen." Über genauere Informationen zu dem Asperner Projekt, das bis zu 200 Millionen Euro kosten könnte, verfügt der ÖFB-Boss nach eigenen Angaben noch nicht.
Wesentliche Inhalte sollten bis Jahresende, Details in einigen Monaten bekannt sein. "Ich weiß nur, dass es sich um ein epochales Stadtentwicklungsprojekt handelt, durch das für den Sport eine neue Heimat geschaffen werden soll", sagte Windtner und ergänzte: "Wichtig ist die Anbindung an die öffentlichen Verkehrsmittel, und die dürfte passen." Das neue Sportzentrum soll an der U-Bahn-Linie U2 angesiedelt sein. Allerdings steht und fällt das gesamte Vorhaben mit der Finanzierung. "Das ist die Kardinalfrage, im Moment ist sie noch offen."
Zumindest einen kleinen Teil könnte die Uefa beisteuern, schließlich unterstützte die europäische Fußballunion in der Vergangenheit auch die Errichtung anderer Hauptquartiere nationaler Verbände. Der Löwenanteil würde aus Steuergeldern finanziert werden, was für Windtner kein Problem darstellt. "Es gibt manchmal mehr Geld für Projekte, die weit weniger hinterfragt werden als solche im Sport. Außerdem ist das keine Subvention, sondern eine Investition in die Zukunft." (APA, red, DER STANDARD 9.10.2014)