Wer meint, in Wien herrsche dichter Verkehr, der sollte mal nach Peking oder Neu-Delhi. Oder nein, Paris genügt vollauf. Dieser Tage im Skoda-Shuttle unterwegs zum VW-Konzernabend vor Eröffnung des Pariser Salons. Stau ohne Ende, Spurdisziplin? Nie gehört. Selbst der Kollege aus Buenos Aires schüttelt den Kopf, nur jener aus Kairo sieht das gelassen. Und der freundliche Bursche am Volant? "Ich war ja schon überall in Europa, aber gegen Paris verblasst sogar das Chaos in Rom oder Süditalien."
Die Alternative ist kaum besser, die Métro-Wagen sind oft so voll, dass man weder raus- noch reinkann. Paris, ließe sich hinsichtlich Verkehrsaufkommen sagen, ist nimmer eine Reise wert.
Faust aufs Dach
Am Konzernabend dann tausende Journalisten, die die Chance nutzten, die Masse der Messeneuheiten vorweg auf einem Fleck zu sehen. Und es ehrt VW zwar, prominente "Lückenfüller" mitgebracht zu haben, zum Abschluss etwa Patricia Kaas mit Auf Wiedersehen - aber das hätten sie auch billiger haben können, mit dem Engagement von ein paar Rapidlern aus der Fankurve.
Dann war da noch diese Rettungsgasse nach Pariser Art: Auf der Ringautobahn Périphérique haben sich die Roller- und Motorradfahrer eine eigene Spur erobert - die Autos auf der linksten Spur weichen ganz nach außen aus, damit die Einspurigen durchkönnen. Mit richtig Zunder. Wer das nicht akzeptiert (oder weiß), kriegt halt die Faust aufs Dach. Auch eine Form von Faustrecht. "Erlaubt"?, frage ich meinen Taxler zum Flughafen? "Iwo - schwerst illegal!" Aber toleriert. Das erklärt, warum sich immer mehr eilige Zeitgenossen ein Motorradtaxi nehmen. (Andreas Stockinger, DER STANDARD, 10.10.2014)