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Love is in the air: Oxytocin weckt bei Weibchen Lust auf Männchen.

Foto: AP/Tom Gannam

New York / Wien - Es war, wie so oft in der Wissenschaft, Zufall mit im Spiel. Eigentlich suchte das Forscherteam um Nathaniel Heintz (Rockefeller University in New York) nur nach spezialisierten Nervenzellen in der Großhirnrinde von Mäusen. Ein neuer Zelltyp im präfrontalen Cortex erweckte besonderes Interesse: Er bildete nämlich ein Eiweiß aus, das auf Oxytocin reagiert, das auch als Liebeshormon bekannt ist.

Oxytocin ist nämlich in allen möglichen Beziehungsfragen involviert: bei der Beziehung von Müttern zu ihren Babys ebenso wie beim Vertrauen zwischen Menschen. Wie das Hormon, das vor allem bei Frauen eine entscheidende Rolle zu spielen scheint, genau funktioniert, ist alles andere als geklärt.

Also machten die Forscher mit weiblichen Mäusen einige Experimente, um zu sehen, welche Rolle die neuen Nervenzellen spielen. Dazu wurden bei einem Teil der Weibchen diese Neuronen, die als Oxytocin-Rezeptoren dienen, blockiert. Während ihrer fruchtbaren Tage, in denen normale Weibchen erhebliches sexuelles Interesse an Männchen entwickeln, konnten sich die speziell präparierten Versuchstiere aussuchen, ob sie sich lieber zu einem Legostein oder einer männlichen Maus gesellen wollten.

Männchen oder Legostein

Das eindeutige, im Fachblatt "Cell" veröffentlichte Resultat: Den Weibchen war es schlicht egal - eine männliche Maus und ein Legostein waren für sie ähnlich (un)attraktiv. Abgesehen von diesem Effekt stellten die Forscher keine weitere Wirkung durch die Blockade der Rezeptoren fest. Auf das Verhalten von männlichen Tieren hatte die Behandlung keinerlei Einfluss, wie Untersuchungen zeigten.

"Wir wissen zwar noch nicht, wie, aber wir glauben, dass Oxytocin bei Weibchen in der fruchtbaren Phase das Interesse für Männchen auslöst", sagt Erstautorin Miho Nakajima. Noch weniger wissen die Forscher im konkreten Fall darüber, ob es beim Menschen ähnliche Wirkungen gibt. (Klaus Taschwer, DER STANDARD, 11.10.2014)