Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: REUTERS/Adnan Abidi

Er war selbst erst sechs Jahre alt, als ihm das erste Mal bewusst wurde, dass viele Kinder arbeiten müssen. Damals sah er vor seiner Schule einen Buben in seinem Alter, der für ein paar Rupien Schuhe putzte. Dieses Bild hat der Inder Kailash Satyarthi nie vergessen. In den 1980er-Jahren gab er seinen Job als Elektrotechniker auf und verschrieb sein Leben dem Kampf gegen Kinderarbeit.

Heute gehört Satyarthi zu den führenden Kinderrechtsaktivisten Südasiens und gilt vielen als moderner Held. Am Freitag bekam der 60-Jährige für sein jahrzehntelanges Engagement gemeinsam mit der Pakistanerin Malala Yousafzai den Friedensnobelpreis verliehen. Seine Organisation Bachpan Bachao Andolan, zu Deutsch "Rettet die Kindheit", hat tausende Kindersklaven befreit, unterrichtet und neu in die Gesellschaft eingegliedert.

Oft hat Satyarthi, der aus der Stadt Vidisha in Madhya Pradesh stammt, selbst die gefährlichen Razzien in Fabriken und Steinbrüchen angeführt. "Wenn sie nach ihren Eltern rufen, werden sie brutal geschlagen, manchmal hängt man sie kopfüber an Bäumen auf und verbrennt sie mit Zigaretten", beschrieb er 2010 in einem Interview mit dem Robert F. Kennedy Centre for Justice and Human Rights das Los der Kindersklaven.

Er bewundert Indiens Nationalhelden Mahatma Gandhi und setzt wie sein Idol auf gewaltlose und friedliche Protestaktionen. So organisierte er 1998 einen 80.000 Kilometer langen Sternmarsch gegen Kinderarbeit durch Asien, Afrika, Europa, Australien und Amerika, um weltweit auf Kinderarbeit und Kinderhandel aufmerksam zu machen. Kinderarbeit führe in einen Teufelskreis und erhalte "Analphabetentum, Armut und Korruption" aufrecht.

Zugleich war er einer der Vorreiter, die auch im Westen das Bewusstsein für soziale Standards schärften. So führte er das Siegel "RugMark" ein, das Teppiche auszeichnet, die ohne Kinderarbeit hergestellt wurden. Zu den Vorzeigeprojekten seiner Organisation gehören heute 356 kinderfreundliche Dörfer, in denen alle Kinder bis 14 Jahre Zugang zu Bildung haben.

In einer ersten Reaktion widmete der Vater zweier Kinder den Preis "all jenen Kindern, die unter Sklaverei, Zwangsarbeit und Kinderhandel leiden. Mit diesem Preis finden die Stimmen von Millionen von Kindern Gehör - Stimmen, die bislang nicht gehört wurden", sagte er im indischen Fernsehen. (Christine Möllhoff, DER STANDARD, 11.10.2014)