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Ministerpräsident Mariano Rajoy erntete am Freitag Hohn und Spott.

AP Photo/Daniel Ochoa de Olza

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Das Pflegepersonal meldet sich krank, kündigt oder verweigert die Mitarbeit auf der Quarantänestation.

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Madrid/Las Vegas/Genf/New York - Im Zusammenhang mit der Ebola-Erkrankung einer spanischen Krankenschwester sind drei weitere Menschen in Madrid zur Beobachtung ins Spital eingeliefert worden. Sie zeigten zwar bisher keine Symptome, könnten aber Kontakt zu der erkrankten Pflegerin gehabt haben. Damit stehen nun insgesamt 17 Menschen in der Klinik Carlos III. unter Quarantäne.

Die 44 Jahre alte Krankenpflegerin Teresa Romero ist der erste Mensch, der sich außerhalb von Afrika mit dem Ebolavirus infiziert hat. Sie arbeitete in der Klinik Carlos III., in der im August und September zwei spanische Missionare nach ihrer Rückkehr aus Westafrika an Ebola starben. Mit der gefährlichen Seuche infizierte sie sich ersten Erkenntnissen zufolge offenbar, weil sie beim Ablegen ihrer Schutzkleidung ihr Gesicht unbeabsichtigt mit einem womöglich infizierten Arbeitshandschuh berührte.

Medienberichten zufolge verweigern Mitarbeiter der Klinik Carlos III. die Behandlung von Patienten, melden sich krank oder kündigen. Es gehe vor allem die Sorge um, dass die Mitarbeiter nicht ausreichend auf die Aufgaben und nötigen Sicherheitsmaßnahmen vorbereitet werden, berichtet die britische Tageszeitung "The Guardian" am Freitag. Die Furcht vor sozialer Ausgrenzung sei aber ebenfalls ein Grund. Das Krankenhaus zwinge das Pflegepersonal nicht, auf der Quarantänestation zu arbeiten - wohl auch aus Sorge vor Klagen - und greife mittlerweile auf arbeitssuchende Pflegekräfte zurück.

Hohn und Spott

Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy hat am Freitag Hohn und Spott geerntet, als er das Krankenhaus mit der schwer erkrankten Ebola-Patientin besuchte. Erboste Pflegekräfte beschimpften Rajoy und bewarfen sein Auto mit OP-Handschuhen.

Gleichwohl sagte Rajoy, es sei äußerst unwahrscheinlich, dass sich die Krankheit auch in Spanien ausbreite. "Für uns hat Teresa Romero Vorrang", sagte Rajoy auf den Eingangsstufen der Klinik vor Journalisten. "Sie ist die einzige Person, von der wir wissen, dass sie die Krankheit hat."

Zornige Pflegekräfte unterbrachen Rajoy immer wieder mit Zwischenrufen. Die Gewerkschaften werfen der Regierung vor, sie wolle die Verantwortung für Mängel im Gesundheitsweisen auf die Pfleger abwälzen. Auch Romeros Bruder, Jose Ramon, zeigte sich empört. Der Zeitung "El Pais" sagte er: "Sie werden schon einen Weg finden, ihr die Schuld in die Schuhe zu schieben. Sie hat nur ihren Job gemacht, und nun hat sie sich mit Ebola angesteckt."

Falscher Alarm am Flughafen von Las Vegas

In den USA haben die Behörden am Freitag eine Maschine der Delta Air Lines wegen Ebola-Verdachts kurzzeitig auf dem Flughafen von Las Vegas unter Quarantäne gestellt. Wenig später entpuppte sich der Vorfall als falscher Alarm. Die Delta-Aktien und die Papiere anderer Fluggesellschaften büßten rund zwei Prozent ein, die Entwarnung kam nach Börsenschluss.

Ein Delta-Sprecher sagte, ein Passagier auf dem Flug von New York habe sich unwohl gefühlt. Die Besatzung habe die Kontrollbehörden informiert. Nach der Landung der Maschine auf dem Flughafen McCarren in Las Vegas hätten Ärzte den Fluggast untersucht und festgestellt, dass es sich nicht um eine ansteckende Krankheit handle. Daraufhin sei der Alarm aufgehoben worden, sagte der Delta-Sprecher. Alle 160 Passagiere hätten das Flugzeug verlassen dürfen.

Zuvor hatte eine Sprecherin des örtlichen Krankenhauses University Medical Center erklärt, das Flugzeug sei wegen Ebola-Verdachts auf dem Rollfeld gestoppt worden, weil zwei Personen möglicherweise Ebola-Symptome gezeigt hätten.

Mehr als 4000 Menschen gestorben

An der in Westafrika grassierenden Ebola-Seuche sind nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO inzwischen 4033 Menschen gestorben. Insgesamt seien bis zum 8. Oktober rund 8400 Ebola-Fälle in sieben Ländern gemeldet worden, teilte die WHO am Freitag in Genf mit. Die meisten Toten seien in den westafrikanischen Länder Liberia (2316), Sierra Leone (930) und Guinea (778) zu beklagen.

Die Vereinten Nationen erklärten, auf ihren Aufruf, eine Milliarde Dollar für den Kampf gegen die Seuche zu bereitzustellen, sei erst ein Viertel der Summe eingegangen. Benötigt werde auch deutlich mehr ausgebildetes medizinisches Personal, um die Krise in den Griff zu bekommen. (APA/Reuters/red, derStandard.at, 11.10.2014)