London/New York/Skopje - Die USA haben mit der verschärften Kontrolle von Reisenden aus westafrikanischen Ebola-Gebieten begonnen. Am New Yorker Flughafen John F. Kennedy erfassten die Behörden am Samstag erstmals im großen Umfang mit speziellen Strahlungsthermometern zur berührungslosen Fiebermessung die Körpertemperatur von Passagieren aus Guinea, Sierra Leone und Liberia.

Außerdem hielten sie Fragebögen bereit, um festzustellen, ob die Reisenden Kontakt zu Menschen hatten, die an der häufig tödlich verlaufenden Krankheit litten. Die USA beschlossen die Maßnahmen, nachdem der erste in den USA mit Ebola diagnostizierte Patient gestorben war. In den kommenden Tagen sollen die Kontrollen auch am zweiten New Yorker Flughafen in Newark sowie den Drehkreuzen in Washington, Chicago und Atlanta eingeführt werden. Nahezu alle Passagiere aus den betroffenen westafrikanischen Staaten reisen über diese Flughäfen in die USA ein.

Erhöhte Sicherheitsvorkehrungen

Der Fall des inzwischen verstorbenen Patienten in den USA sowie einer erkrankten Pflegerin in Spanien schürten Sorgen, dass sich die Krankheit über Westafrika hinaus ausbreiten könnte. Dies hatte Forderungen nach erhöhten Sicherheitsvorkehrungen nach sich gezogen.

EU-Komission plant Rettungskette

Die Europäische Union plant laut einem Bericht der "Welt" unter dem Dach der WHO eine EU-weit koordinierte Initiative für den medizinischen Abtransport von Ebola-Infizierten aus Westafrika. Ziel sei es, eine Rettungskette für freiwillige Helfer aus Europa aufzubauen, .

Briten simulieren Epidemie

Die britische Behörden haben in einer landesweiten Übung am Samstag einen Ausbruch der Ebola-Epidemie im eigenen Land simuliert. Während der achtstündigen Aktion mussten Ärzte, Pfleger und Notdienste an mehreren Orten vermeintliche Ebola-Patienten behandeln, teilte das britische Gesundheitsministerium mit. Im Anschluss sei das Krisenkabinett der Regierung zu einer simulierten Notsitzung zusammengetroffen. "Es ist entscheidend, dass wir unsere Pläne in möglichst realistischen Situationen testen", erklärte das Ministerium.

In Madrid wollten am Samstag Gewerkschaften gegen eine ungenügende Ausbildung und Materialversorgung in Spaniens Krankenhäusern demonstrieren. Das medizinische Personal fühlt sich teilweise nicht ausreichend auf Ebola vorbereitet. "Uns fehlt es an nichts", erklärte dagegen Gesundheitsministerin Ana Mato. Anders in Westafrika: In den Ländern Liberia, Sierra Leone und Guinea stieg die Zahl der Ebola-Toten nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) seit Jahresbeginn auf mehr als 4.000 Menschen.

Spanischer Patientin geht es besser

Der spanischen Ebola-Patientin geht es nach Angaben aus Medizinerkreisen unterdessen besser. Der Gesundheitszustand der Krankenschwester habe sich über Nacht deutlich verbessert, hieß es am Samstag aus Krankenhauskreisen in Madrid. Sie sei bei Bewusstsein und könne sprechen. Die 44 Jahre alte Krankenpflegerin Teresa Romero ist der erste Mensch, der sich in Europa mit dem Ebolavirus infiziert hat. Sie arbeitete in der Klinik Carlos III., in der im August und September zwei spanische Missionare nach ihrer Rückkehr aus Westafrika an Ebola starben. Mit der gefährlichen Seuche infizierte sie sich ersten Erkenntnissen zufolge, als sie beim Ablegen ihrer Schutzkleidung ihr Gesicht unbeabsichtigt mit einem infizierten Arbeitshandschuh berührte.

Keine Ebola in Mazedonien

Der Ebola-Verdacht in Mazedonien hat sich nicht bestätigt. Das Gesundheitsministerium teilte am Samstagnachmittag mit, dass der am Donnerstag in Skopje gestorbene 58-jährige Brite nicht an Ebola erkrankt gewesen sei. Dies hätten Laboranalysen bestätigt, die in Hamburg vorgenommen wurden.

Seit Donnerstag waren 25 Personen - Personal des Hotels in Skopje, in dem der Brite abgestiegen war und einige Gäste - in Quarantäne. Sie durften das Hotel verlassen.

Die mazedonischen Behörden hatten gleich nach der Bekanntgabe des verdächtigen Todesfalles angegeben, dass Ebola sehr unwahrscheinlich wäre, wenngleich bei dem Briten ähnliche Krankheitssymptome registriert worden seien.

In Deutschland besteht nach Einschätzung des deutschen Gesundheitsministers Hermann Gröhe kein Grund zur Sorge. Es gebe "hervorragend ausgestattete Behandlungszentren", die auf den Umgang mit hoch ansteckenden Krankheiten spezialisiert seien, sagte der CDU-Politiker der "Rheinischen Post" (Samstag). Die Notfallpläne für den Umgang mit Erkrankten würden regelmäßig geübt. In den USA und Spanien hatte es zuletzt auch Ebola-Fälle außerhalb Afrikas gegeben.

8.000 Fälle registriert

Derzeit werden in Deutschland zwei Ebola-Patienten behandelt, einer in Frankfurt am Main, der andere in Leipzig. Das Leipziger Klinikum St. Georg hielt sich über den aktuellen Zustand des UN-Mitarbeiters bedeckt. Nach Rücksprache mit dem aus Liberia eingeflogenen 56-Jährigen würden zunächst keine weiteren Angaben gemacht, hieß es am Samstag.

Bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind inzwischen weit über 8.000 Ebola-Fälle in den drei hauptsächlich von Ebola betroffenen Ländern Guinea, Liberia und Sierra Leone registriert, mehr als 4.000 Menschen starben. Experten gehen zudem von einer hohen Dunkelziffer aus.(APA, 11.10.2014)