Sanaa - Die Terrorgruppe Al-Kaida auf der arabischen Halbinsel (AQAP) hat sich zu dem schweren Selbstmordanschlag auf schiitische Rebellen im Jemen mit fast 50 Toten bekannt. Wie die auf die Beobachtung von Islamisten-Websites spezialisierte US-Firma Site meldete, bekannte sich AQAP am Freitag über den Kurzmitteilungsdienst Twitter zu der Tat vom Vortag.

Ein Al-Kaida-Mitglied hatte am Donnerstag bei einer Versammlung schiitischer Houthi-Rebellen in der Hauptstadt Sanaa einen Sprengstoffgürtel gezündet und 47 Menschen mit in den Tod gerissen. Bei einem weiteren Selbstmordanschlag in der südöstlichen Provinz Hadramaut wurden zudem am Donnerstag 20 Soldaten getötet.

Am Samstag gab es in der Provinz einen weiteren Anschlag, bei dem zwei Soldaten getötet wurden. Nach Angaben aus Militärkreisen explodierte ein am Straßenrand platzierter Sprengsatz in der historischen Wüstenstadt Shibam. Drei weitere Soldaten seien verletzt worden. Auch in diesem Fall werde Al-Kaida verdächtigt, hieß es.

Die USA stufen AQAP als gefährlichsten Zweig des Al-Kaida-Netzwerks ein. Die Gruppierung hat sich bereits zu zahlreichen Anschlägen im Jemen bekannt. Die Extremisten sind im Süden und Südosten des Landes stark verwurzelt. Ende September rief die Gruppe alle Sunniten auf, sich am Kampf gegen die Rebellen der schiitischen Minderheit zu beteiligen.

Transition

Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier erklärte am Samstag in Berlin, die jüngsten Entwicklungen in Jemen gefährdeten "den schwer errungenen Transitionsprozess in Jemen". Der unterzeichnete Friedensvertrag müsse von allen politischen Kräften, auch von den Houthis, befolgt und umgesetzt werden, forderte er. Das beinhalte auch deren Entwaffnung, den Rückzug aus Sanaa und die Anerkennung der staatlichen Autorität. Die Bundesregierung unterstütze Staatspräsident Abd Rabbo Mansour Hadi bei der Umsetzung des Friedensvertrags und der Fortführung des Übergangsprozesses.

Angesichts der Gewalt und der schweren politischen Krise droht der Jemen in einen Bürgerkrieg abzugleiten. Wenige Stunden vor den beiden Anschlägen vom Donnerstag hatte der von Präsident Hadi ernannte Regierungschef Ahmed Awad bin Mubarak nach nur zwei Tagen seinen Rücktritt erklärt. Er beugte sich damit dem Druck der schiitischen Huthi-Rebellen, die zuletzt die Kontrolle in der Hauptstadt Sanaa übernommen hatten und seine Ernennung ablehnten.

Die Rebellenbewegung aus dem Norden des Landes fordert eine stärkere Beteiligung an der Macht. Einem von den Vereinten Nationen vermittelten Friedensabkommen zufolge soll eine Übergangsregierung eingesetzt werden. (APA, 12.10.2014)