Bild nicht mehr verfügbar.

Microsoft-CEO Satya Nadella hat sich mit einer unbedarften Äußerung in die Nesseln gesetzt

Foto: Reuters/Abidi

Satya Nadella, seit knapp acht Monaten Microsoft-Chef, hat mit unglücklichen Aussagen über Gleichberechtigung und gerechte Bezahlung für weibliche Arbeitskräfte für Aufsehen gesorgt. Trotz einer raschen Zurücknahme des Statements samt ausführlicher Entschuldigung steht Nadella nun in der Kritik. Feministen fordern unterbezahlte Frauen nun auf, die Aussagen erst Recht als Anlass zum Handeln zu sehen.

"Vertraue dem System"

Denn Nadella hatte Frauen geraten, "Vertrauen ins System" zu haben und auf "Karma" zu setzen, anstatt ihre Vorgesetzten selbst nach mehr Bezahlung zu fragen. Weiters hatte Nadella ausgeführt, dass er "mehr Vertrauen" in jene weiblichen Mitarbeiter setze, "die nicht aggressiv nach mehr Gehalt fragten". Dabei belegen Statistiken laut New York Times, dass Frauen mehr als 20 Prozent weniger als männliche Kollegen auf derselben Position verdienten. Diese Zahlen beziehen sich auf alle Branchen, in der IT dürfte die Ungleichheit laut Experten noch größer sein.

Großflächige Diskussion

So kam es in den vergangenen Monaten zu einer großen Diskussion über Frauen in der Technik. Diese verdienten weniger als ihre männlichen Kollegen, außerdem gäbe es insgesamt zu wenig weibliche Angestellte, so der Tenor. Die Kritik bezog sich nicht nur auf technische Berufe, wo die Anzahl an qualifizierten Frauen erst langsam wächst, sondern auch auf die mittlere und höchste Management-Ebene.

Sheryl Sandberg als Vorbild

Ein Vorbild für viele ist Facebook-Managerin Sheryl Sandberg, die zuvor auch bei Google Karriere gemacht hat. Sandberg engagiert sich selbst für Gleichbehandlung und hat darüber das Buch "Lean In" verfasst, in dem sie Frauen auffordert, für ihre Rechte einzustehen und aktiv für Gleichberechtigung zu sorgen. Das sei aber nicht die einzige Lösung, sagen Forscher wie Linda Babcocks.

Firmen müssen mithelfen

So müssten auch Firmen an Gleichbehandlung mitarbeiten, gesellschaftliche Rollen und Klischees entlarvt werden. Studien zeigen etwa, dass junge Männer nach ihrem Studienabschluss im ersten Job bereits 7,6 Prozent mehr verdienen als Frauen. Der Grund: 57 Prozent der Männer verhandeln im Einstellungsgespräch über ihr Gehalt, dem stehen nur sieben Prozent der Frauen gegenüber.

Nadella "Lektion gelernt"

Diese Zahlen dürften Microsoft-CEO Nadella wohl nicht bewusst gewesen sein, als er seinen kontroversen Ratschlag ablieferte. Er habe jedenfalls eine "wertvolle Lektion" gelernt, so Nadella in einer E-Mail, die an alle Microsoft-Mitarbeiter versandt wurde. Dabei dürfte auch im eigenen Haus viel zu tun sein: Die ehemalige Microsoft-Managerin Monica Harrington nennt Nadellas Aussagen "sehr furchteinflößend", aber immerhin sage er "laut, was sich viele andere Chefs nur denken". (fsc, derStandard.at, 12.10.2014)