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Das Hochwasser hinterließ in Genua ernorme Schäden, mindestens eine Person kam ums Leben. Viele Freiwillige beteiligten sich an den Aufräumarbeiten, Meteorologen kündigten weitere Niederschläge an.

Foto: APA/EPA/LUCA ZENNARO

Genua - Die schweren Unwetter in Genua mit einem Todesopfer und Schäden von über 200 Millionen Euro haben Italiens Zivilschutzchef Franco Gabrielli zu einer scharfen Kritik veranlasst. Die zuständigen Politiker interessierten sich viel zu wenig für die in vielen Gegenden des Landes bestehenden Unwetterrisiken, sagte Gabrielli der Zeitung La Repubblica am Sonntag.

"Wie wir in Genua mitansehen mussten, ist der Staat nicht in der Lage, das Leben der Bürger zu schützen", kritisierte Gabrielli. Der Zivilschutz sei mittellos. Italien habe für Unwetterkatastrophen in den vergangenen Jahren 2,3 Milliarden Euro ausgeben müssen. Lediglich 70 Millionen seien in Vorbeugung investiert worden.

Renzi verspricht Verbeugungsmaßnahmen

Am Montag hat der italienische Premier Matteo Renzi reagiert und Sonderfinanzierungen zur Vorbeugung von Unwetterkatastrophen versprochen. Das Kabinett will insgesamt zwei Milliarden Euro locker machen. Er werde alles unternehmen, um weitere Katastrophen zu verhindern, versprach Renzi.

Genuas Bürgermeister Marco Doria wurde von wütenden Anwohnern beschimpft. Das Stadtoberhaupt wies Vorwürfe zurück, dass Genua auf die seit Tagen angekündigten massiven Regenfälle nicht vorbereitet war, er schloss jedoch seinen Rücktritt nicht aus. Die Behörden werden von den Bürgern beschuldigt, nach dem Unwetter 2011 mit sechs Toten keine Maßnahmen zur Vorbeugung weiterer Katastrophen getroffen zu haben.

Freiwillige "Schlammengel"

Inzwischen sucht die Stadt Genua einen Weg in die Normalität zurück. Eine Welle der Solidarität folgte auf die Unwetterkatastrophe. Nachdem per Facebook und Twitter Appelle an die Bevölkerung gerichtet worden waren, meldeten sich hunderte Freiwillige, darunter unzählige Jugendliche, die mit Schaufeln Straßen, Wohnungen und Geschäfte vom Schlamm befreiten. Die Medien bezeichneten sie bereits als "angeli del fango", "Schlammengel". Auch Rettungsmannschaften und Soldaten waren Montagfrüh weiterhin im Einsatz. Schulen blieben am Montag geschlossen.

Weitere Unwetter werden nicht ausgeschlossen, in Genua regnete es auch am Montag. 60 Familien mussten ihre Wohnungen im Stadtteil Bolzaneto verlassen, weil ein Bach drohte über das Ufer zu treten. Für die nächsten Tage rechnen Meteorologen mit weiteren Regenfällen. Nach Schätzungen der Umweltschutzorganisation Legambiente sind rund 70 Prozent aller italienischen Ortschaften potenziell von Erdrutschen und Schlammlawinen im Falle von Unwettern bedroht. Am schlimmsten sei es im Gebirge Mittelitaliens und an der ligurischen Küste.

Zugverkehr in die Schweiz unterbrochen

Der Zugverkehr aus Italien nach der Schweiz wurde am Montag wegen starken Regens und dadurch ausgelöste Erdrutsche im Tessin unterbrochen. Besonders betroffen war die Region um die Orte Locarno und Bellinzona, für die der Wetterdienst MeteoSchweiz am Montag die zweithöchste Warnstufe ankündigte.

Gebietsweise seien von Sonntag auf Montag bis zu 100 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen. In den kommenden 24 Stunden sei noch einmal die gleiche Regenmenge zu erwarten, hieß es am Montag.

Auf einer Bahnlinie, die Bellinzona mit dem Flughafen Mailand-Malpensa verbindet, kam es zu einem Erdrutsch, wie die Schweizer Bahn SBB mitteilte. Die Strecke sollte bis Montagabend gesperrt bleiben. Auch in den Regionen Sopraceneri und Sottoceneri kam es zu kleineren Erdrutschen, wie die Kantonspolizei erklärte. Verletzt wurde nach ersten Informationen aber niemand. (APA/red, derStandard.at, 13.10.2014)