47 Tote - bei Til Schweiger wäre das billig geworden. Weil es aber der distinguierte Felix Murot, gespielt vom nicht weniger feingeistigen Ulrich Tukur, ist, der in "Im Schmerz geboren" mit dieser Unsumme an Leichen bedacht wird, wird daraus schlicht: ein Meisterwerk.

Selten ist schon vorab so viel über einen Tatort gesprochen worden. Preise bei Festivals hat diese Folge abgestaubt, und immer wird staunend davon gesprochen, dass sich hier endlich jemand etwas getraut hätte - wo doch jeder weiß, wie schwierig das beim Öffentlich-Rechtlichen ist. Dabei muss man eben einfach nur wissen, was man tut.


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So wie Regisseur Florian Schwarz und Autor Michael Proehl. Sie lassen Murot auf Richard Harloff (Ulrich Matthes) treffen, den besten Freund aus der Polizeischule. Dieser wurde damals unehrenhaft entlassen, stieg in Bolivien zum Drogenbaron auf und kommt nur wieder, um einen wahnsinnigen Rachefeldzug zu führen. Nicht weniger irrwitzig als diese Geschichte ist ihre Inszenierung: Ein Erzähler, der mal in an Shakespeare gemahnenden Versen spricht ("doch ist's kein Trug"), mal im süßlichen Konversationston eines Thomas-Mann-Romans.

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Dazu eingefärbte Freeze Frames wie bei Tarantino, eine Bahnhofszene wie bei Sergio Leone und sehr deutliche Anklänge an Truffauts Jules et Jim. Die ganze Zeit beobachtet man die Vorführung wie einen Drahtseilakt, wohl wissend, dass der kleinste Fehler alles in Peinlichkeit versinken ließe - aber den Artisten unterläuft kein Fehler. Am Ende versammeln sich alle Toten dieser Folge (im Krimi mag man vielleicht auf ewig tot sein - nicht aber bei Shakespeare) auf einem Gemälde. 47 Tote - ein Kunstwerk.

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Einhellig jubelt die Presse: "Ein grandioses ballistisches Ballett", würdigt Spiegel.de. "Vor allem ein Geschenk", lobt Holger Gertz von Sueddeutsche.de. (Andrea Heinz, DER STANDARD, 13.10.2014)

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