Kiew - Der bisherige Chef der ukrainischen Nationalgarde, Stepan Poltorak, soll neuer Verteidigungsminister des Landes werden. Einen Tag nach der Entlassung des bisherigen Verteidigungsministers Waleri Geletej nominierte Präsident Petro Poroschenko den 49-Jährigen als dessen Nachfolger, wie das Präsidialamt in Kiew am Montag mitteilte. Das Parlament soll am Dienstag über die Personalie abstimmen.
Geletej war schon der dritte Verteidigungsminister in diesem Jahr, der vom Staatschef entlassen wurde. Der umstrittene Minister musste nach nur drei Monaten im Amt gehen. Vor allem wurde ihm angelastet, dass die Armee unter seiner Führung im August mehr als hundert Soldaten bei schweren Kämpfen in der Stadt Ilowaisk in der Region Donezk verlor. In Medienberichten war sogar von annähernd doppelt so vielen Getöteten die Rede.
Poltorak erwab sich das Ansehen Poroschenkos und der Truppe durch seine Führungsstärke. Poroschenko würdigte in einer Erklärung dessen erfolgreichen "Anstrengungen, aus dem Nichts eine für ihre Disziplin bekannte" Nationalgarde gegründet zu haben. Die Nationalgarde, eine aus Freiwilligenbataillonen bestehende Truppe, kämpfte in den vergangenen Monaten an der Seite der regulären Regierungstruppen gegen die prorussischen Rebellen.
In Gesprächen mit Generälen, Kommandanten und Soldaten habe er sich von der "Richtigkeit" seiner Wahl überzeugt, sagte Poroschenko bei einem vom Fernsehen übertragenen Treffen mit Poltorak. Geletejs Rücktrittsgesuch hatte der Präsident am Sonntag angenommen.
Auf große Zustimmung traf die Entlassung bei den regierungstreuen Kämpfern im Osten der Ukraine. "Die Entlassung von Verteidigungsminister Geletej ist ein wichtiges Signal, das zeigt, dass der Präsident der Ukraine seinen Wählern zuhört und der Oberkommandierende der ukrainischen Armee", sagte Semen Semenschenko, Bataillonskommandant der Donbass-Freiwilligenverbände. Zugleich entledigt sich Poroschenko mit der Entlassung Geletejs einer zur Belastung gewordenen Personalie vor der für den 26. Oktober angesetzten vorgezogenen Präsidentschaftswahl.
Anfang September war eine Waffenruhe im Osten der Ukraine vereinbart worden, doch gibt es weiterhin praktisch täglich Kämpfe zwischen den Regierungstruppen und prorussischen Separatisten. Erst am Samstag wurden bei Kämpfen in den Rebellenhochburgen Donezk und Luhansk (russ. Lugansk) nach Behördenangaben fünf Menschen getötet. Insgesamt fielen dem Konflikt in den vergangenen sechs Monaten mehr als 3.300 Menschen zum Opfer. (APA, 13.10.2014)