Für die Freunde der Panier: Es gibt auch "Viennese Chicken" mit Beilage nach Wahl beim offenbar koscheren Usbeken in der Wiener Taborstraße 47. Aber auch ein paar andere, jedenfalls interessanter klingende Gerichte. Ich geh' ja gern nach dem Namen. Und der Brn, der geht unbeirrbar seinen Weg.

Chumus* fleischig - mit Faschiertem

Zum Beispiel geradlinig Richtung Simchas Vorspeisenteller zu, vielleicht ja in der Hoffnung auf eine durchaus erwartbare Kombination aus Falafel, Chumus, womöglich gar in der sympathischen Interpretation "Simchas Chumus" (mit Faschiertem!), mit Arabischem Salat womöglich und Balkashani (gebackene! Melanzani mit Sauce Tatar!), vielleicht mit Babaganoush, Solenje (eingelegtem Gemüse) mit warmen Erdäpfeln mit Champignons und Zwiebel - oder gar einer Kostprobe von der Räucherfischplatte? Wobei, nein, die kostet 35,90 und ist also eher kein Teil des Vorspeisentellers um 8,90.

Der Vorspeisenteller: Da haben wir den Salat.
Fidler

Rohlinge, mariniert

Der Brn bleibt auf Kurs, auch wenn ich lieber vorher nachfrage und wir erfahren: Es gibt jeden Tag sechs Salate, und die ergeben gemeinsam den Vorspeisenteller. Hm. Hätt ich jetzt nicht so spannend gefunden, der Brn aber schon, also machen wir unsere ersten Bissen auf Usbekisch und Koscher eben anhand von Krautsalat in Rot und Weiß (mit Karotten), Kirschtomaten, mitunter recht scharfen eingelegten Paprika und dergleichen marinierter Rohkost. Nicht schlecht, im Gegenteil, womöglich sehr authentisch, aber auch nicht so wahnsinnig aufregend, wenn man kein ausgesprochener Rohling ist.

Die Knuspervariante: Toki.
Fidler

Toki und Lepjoschka

Aber: Den Authentizitätsregler drehen wir gleich mit Toki hoch - riesiges dünnknuspriges Brot mit Sesam. Mag ich. Und noch viel lieber Lepjoschka - da kann man sich a) die Verwandtschaft mit Chleb ausmalen und ebenso, woher b) der Bagel womöglich seine wundervollen Rundungen nahm, nämlich c) von diesem bucharischen Fladenbrotkringel, der d) brennheiß und superflaumig auf den Tisch kommt. Schon dafür: Gut, dass mich der Brn hierher gelotst hat. Und gut, dass er im richtigen Moment Schurpa sagte.

Die flaumig-warme und also herrliche Version: Lepjoschka.
Fidler

Schurpa!

Schurpa, das ist eine herrlich dillige Suppe, die gerne zeigt, woher sie ihre markige Kraft nimmt: einem mit Sinn für rechte Winkel geschnittenem Markknochen mit ordentlich Suppenfleisch dran, das der Brn mir als flachsig aufdrängt. Das weise ich entschieden zurück - fett ja, flachsig nicht die Bohne. Aber Erdäpfel, Karotte, Lauch, und was ein/e Schurpa sonst so zur Kräftigung braucht fürs Ankommen in Uskekistan und Umgebung.

Schurpa in einer möglicherweise nicht ganz authentisch usbekischen Schurpaschale.
Fidler

Duschpera?

Duschpera wäre gewiss auch eine feine Suppenerfahrung gewesen, allein: 16,90 verleiteten mich zur Frage, ob das womöglich doch eine gewaltige Portion "Suppe mit hausgemachten, fleischgefüllten Tortellini" sein könnte? Durchaus als Hauptspeise geeignet, erfuhr ich.

Dann doch lieber noch eine Kostprobe aus der Hauptspeisenrubrik - Spieße oder Spießchen womöglich (je 6,50), womöglich mit Hühnerlebern? Manti - gedünstete Teigtaschen, gefüllt mit Rind und Lamm? Samsa - Blätterteigtaschen mit dem gleichen, sehr sympathisch klingenden Fleischmix? Womöglich gar ein Zipljata Tabaka - ausgewiesen als Huhn nach russischer Art mit Knoblauch und Koriander? Den Knoblauch verweigert Brn, und spätestens seit unserem kleinen, aber folgenschweren Ausflug nach Persien kann ich ich auch sehr genau nachfühlen, warum.

Also: Plov!

Ich steuerte so unbeirrbar auf Plov zu wie der Brn auf die marinierte Rohkost: traditionell usbekisches Reisgericht mit Karotten und Rindfleischstückchen (und Frühlingszwiebel, möchte ich die Karte ergänzen). Nun bin ich wirklich nicht leicht mit Reis zu beeindrucken, aber ein so schlichtes Gericht so a) saftig hinzubekommen und b) so gar nicht fad, zudem c) mit dunkel-gschmackigem, wiewohl d) saftfreiem doch e) gar nicht trockenem Rind - Respekt. Wobei, zugegeben, ich hab schon aufregendere Gerichte gegessen, wiewohl: garantiert keine traditionell usbekischen.

From Usbekistan with Plov.
Fidler

Aber warum behaupte ich, dass der Usbeke in der Taborstraße einen an der Falafel hat? Und das in Kirchererbsenspuckweite von der hierorts gerade erst zur womöglich besten Falafeladresse Wiens hochgelobten Falaferia?

Falafel, Chumus, Thina: Kann ich nur empfehlen!
Fidler

Und die Falafel?

Erstens: Weil es sie hier gibt, weil ich unbedingt den (auch nicht sehr originellen) Falafel-Teller nehmen musste, schon aufgrund meiner hochgejazzten Falafel-Rundfrage zu Falaferia und Co. Und ich bin nun, wie Sie spätestens seit dem gerade verlinkten Eintrag wissen, definitiv auch kein Fachmann in der Welt der frittierten Kichererbsenbällchen. Aber wo ich mir diese Ballistik nun gerade ansatzweise erarbeite: In Wiens Falafel-Top-Ten würde ich das Simchas jedenfalls keck in den vorderen Rängen einreihen. Sattes Grün, knackig frittiert - und kombiniert mit Chumus und Thina (Sesampaste), leider halt ohne Simchas Faschiertes.

Dessert gibt's übrigens überwiegend für zwei oder vier Personen. Da konnte ich dem Brn leider nicht helfen. (Harald Fidler, derStandard.at, 14.10.2014)