Hannover – Fleischessern mögen sie zum Verwechseln ähnlich erscheinen, tatsächlich bestehen zwischen Vegetarismus und Veganismus aber einige Unterschiede. Wobei Vegetarismus für sich schon eine ganze Bandbreite von Ernährungsweisen umfasst – je nach "Untergruppe" werden beispielsweise Milchprodukte und Eier und manchmal sogar Fisch konsumiert.
Veganer haben da eine eindeutigere Position: Sie konsumieren keinerlei tierische Produkte. Und diese Haltung erstreckt sich auch über die Ernährungsweise hinaus und betrifft beispielsweise Lederbekleidung.
Was also halten Veganer von Vegetariern? Betrachten sie deren Lebensweise als (faulen) Kompromiss oder sehen sie eher das Verbindende? Dieser Frage ist in Deutschland das Informationsportal Vegan.eu gemeinsam mit dem Online-Dating-Portal Gleichklang.de nachgegangen. An der weiterhin laufenden Umfrage haben sich bislang 1.114 deklarierte Veganer im Alter von 16 bis 83 Jahren beteiligt, unter ihnen 811 Frauen, 294 Männer und sechs Personen mit Transgender- oder intersexuellem Hintergrund.
Moral macht sympathisch
Die Ergebnisse sind eindeutig: Das Gemeinsame überwiegt bei weitem. 78 Prozent der Veganer betrachten Vegetarier als "Verbündete", 78,6 Prozent sehen mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede. In den stärker emotional geprägten Sympathiebewertungen zeigte sich eine noch positivere Einschätzung: Nahezu jeder der befragten Veganer (99,2 Prozent) gab an, Veganer im Allgemeinen für sympathisch zu halten, aber fast neun von zehn hielten auch Vegetarier für sympathisch. Für Fleischesser äußerten lediglich 14,1 Prozent der Befragten Sympathie.
Nach Ansicht des Gleichklang-Psychologen Guido F. Gebauer liegt der Hauptgrund für die negativen Einstellungen von Veganern zu Fleischessern und ihre positiven Einstellungen zu Vegetariern in moralischen Motiven: Für nahezu jeden der befragten Veganer seien die Minderung von Tierleid (98,6 Prozent) und der Schutz der Umwelt (98,6 Prozent) wichtige Gründe für ihre vegane Lebensweise gewesen. Deutlich seltener seien demgegenüber die Verbesserung von Gesundheit (58 Prozent) und Fitness (57,4 Prozent) genannt worden.
Für Gebauer ist es für die moralische Wertung entscheidend, dass Veganer aus eigener Erfahrung wissen, dass Verzicht auf tierische Produkte möglich ist und damit prinzipiell auch anderen "zugemutet" werden könne. Vegetarier würden deshalb weit positiver bewertet als Fleischesser, weil sie ebenfalls eine Verzichtsleistung erbringen. Eine geringere zwar, aber immerhin. (red, derStandard.at, 14. 10. 2014)