Wien - "Die Berufung der Frau Bergmann überrascht uns nicht", äußerte sich Matthias-Hartmann-Anwältin Katharina Körber-Risak nach der Bekanntgabe gegenüber der APA. "Aufgrund der bisherigen Vorgehensweise der Politik war klar, dass nur jemand, der tief im alten System verwurzelt ist wie die Frau Bergmann, das Interesse der Politik, weitere Transparenz zu verhindern, bestmöglich erfüllen kann."

Zur Zuschreibung Bergmanns zum "alten System" hat Körber-Risaks Mandant indes "no comment". "Frau Bergmann hat in den drei Jahren, bevor ich kam, das Theater federführend geleitet und professionelle Arbeit getan", so Hartmann gegenüber dem Magazin "News". "Ich kenne Frau Bergmann aus vielen Jahren der gemeinsamen Arbeit und habe ein sehr freundschaftliches Verhältnis zu ihr gepflegt. Ich wünsche ihr viel Glück."

Ensemble-Mitglieder erfreut

Wie schon bei der Berufung Bergmanns als interimistische Direktorin im März zeigten sich Ensemble-Mitglieder auch am Dienstag angetan. Für Peter Matic, seit 20 Jahren Ensemblemitglied der Burg, sei die Entscheidung eine "ganz große Freude". "Es ist mir besonders lieb, dass es eine Frau ist, das wird aber jetzt jeder sagen", so der Schauspieler gegenüber der APA. "Besonders wichtig ist es, dass es keine Schauspielerin und keine Regisseurin ist, sondern jemand, der darüber steht, nicht als Konkurrent auf der Bühne steht." Auch Kollege Michael Maertens freue sich "sehr, es ist eine gute Entscheidung, sie macht das ja jetzt schon ganz toll".

"Mit zwei Worten ausgedrückt: A Freud" hielt auch Peter Turrini gegenüber "News" fest, während Elfriede Jelinek die Bekanntgabe mit einem "Sehr gut" kommentierte. "Man kann sie nicht nur zum Ausmisten holen", so die Schriftstellerin. "Man muss ihr auch Gelegenheit geben, sich auch künstlerisch einzuschreiben."

Politik sehr zufrieden mit Frau an Spitze

Freude über die erste Frau an der Spitze des Wiener Burgtheaters kommt auch aus den Reihen der Politik. Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) etwa sieht in Karin Bergmann "nicht nur eine Kennerin des Hauses, sondern auch eine Integrationsfigur, die stabilisierend wirkt". Nach Erfolgen als Krisenmanagerin erhalte sie nun Gelegenheit, das Haus "mit ihrer künstlerischen Handschrift zu prägen".

Seine Parteikollegin, SPÖ-Frauensprecherin Gisela Wurm, sieht vor allem im Hinblick darauf, dass Leitungsfunktionen an Theatern im deutschsprachigen Raum "nach wie vor fest in Männerhand sind", ein "deutliches Zeichen gesetzt". 250 Jahre habe es gedauert, bis erstmals eine Frau Direktorin des Burgtheaters wird. "Karin Bergmann ist die beste Lösung", meinte sie daher unisono mit SPÖ-Kultursprecherin Elisabeth Hakel in einer Aussendung.

Theaterexpertin habe "nötige Erfahrung"

Zustimmung zur "nüchternen, pragmatischen und letztlich klugen Entscheidung" von Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) kommt auch von Wolfgang Zinggl, Kultursprecher der Grünen, der der Theaterexpertin "die nötige Erfahrung" zuspricht. "Sie kennt das Haus, gehört nicht zu den eitlen Selbstdarstellern, unter denen die Bundestheater zu leiden hatten, und genießt den Rückhalt des Ensembles und der Belegschaft", so Zinggl. "Ihre Ernennung wird hoffentlich dazu beitragen, das Haus finanziell zu stabilisieren, es künstlerisch neu auszurichten und den Schutt der Ära Hartmann abzutragen."

ÖVP-Kultursprecherin Maria Fekter traut Bergmann jedenfalls zu, "den Spagat zwischen einer funktionierenden wirtschaftlichen Gebarung und einem künstlerisch hochstehenden Angebot des Theaters" zu schaffen. Bergmann gehe "mit Ruhe, künstlerischem Anspruch und wirtschaftlichem Sachverstand an ihre schwierige Aufgabe heran" und sei eine gute Wahl, das Burgtheater "wieder auf Kurs zu bringen". "Das Burgtheater braucht einen Neubeginn, der strikt auf Kosteneffizienz ausgerichtet sein muss. Denn die Qualität des Theaters darf nicht weiter darunter leiden, dass es manche in den letzten Jahren als sprichwörtlichen Selbstbedienungsladen missbraucht haben."

Altlasten schnell hinter sich lassen

Nicht die Skandale, sondern "die künstlerische Arbeit des Hauses soll endlich wieder in den Mittelpunkt gestellt werden und für Schlagzeilen sorgen", meint auch NEOS-Kultursprecherin Beate Meinl-Reisinger in einer Aussendung. Sie wünsche Bergmann, "dass sie mit voller Rückendeckung des Kulturressorts die Altlasten des Hauses möglichst rasch hinter sich lassen kann". (APA, 14.10.2014)