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Dinko Jukic, 2012 Olympiavierter, hat laut Peter Schröcksnadel erst wieder als Rio-2016-Hoffnung zu gelten, "wenn er Leistung bringt".

Foto: APA/ Techt

Wien - Rio de Janeiro darf nicht London werden. Zumindest sieht das der österreichische Sport so, der bei den Olympischen Sommerspielen 2012 leer ausgegangen ist und es bei den Spielen 2016 nicht auf eine Wiederholung dieser Peinlichkeit anlegen will. Ob die diversen Maßnahmen greifen, wird sich zeigen. Jedenfalls hatte noch der ehemalige Sportminister Norbert Darabos das sogenannte "Projekt Rio 2016" initiiert, sein Nachfolger Gerald Klug hat Peter Schröcksnadel mit der Leitung des Projekts beauftragt, just der Präsident des Skiverbands soll quasi den Sommer retten. Am Mittwoch hat Schröcksnadel, dem Klug und ÖOC-Präsident Karl Stoss zur Seite saßen, den neuen, zweiten Kader von Förderungswürdigen präsentiert.

Er unterscheidet sich da und dort vom vorangegangenen Kader, auffällig ist, dass die in London Erfolgreichsten in den olympischen Kernsportarten quasi abgestiegen sind. Dinko Jukic, Olympiavierter über 200-m-Delfin, wird vorerst gar nicht mehr bedacht. "Sein vierter Platz ist Historie", sagt Schröcksnadel. "Jetzt ist die Leistung nicht da, jetzt sind die Resultate nicht da." Von jenen 120.000 Euro an Fördergeldern, die Jukic 2014 zugestanden wären, hat er dem Vernehmen nach nur 40.000 verbraucht. Schröcksnadel geht davon aus, dass der Schwimmverband einen allfälligen Überschuss zurücküberweist. Insgesamt ist das Projekt Rio mit fünf Millionen Euro im Jahr, also insgesamt 20 Millionen dotiert.

Verletzungspech bremst Beate Schrott

Beate Schrott, die Olympiaachte im Hürdensprint, praktisch seit London vom Verletzungspech verfolgt, wurde nicht eliminiert, sondern herabgestuft - vom Medaillen- in den Hope-Kader (übersetzt: Hoffnungskader). Es gibt aber auch Aufsteiger wie die Segelweltmeisterinnen Lara Vadlau und Jolanta Ogar (470er), die sich wie der eingebürgerte Gewichtheber Sargis Martirosjan im Medaillenkader wiederfinden, wohingegen die Schwimmerin Lisa Zaiser als EM-Dritte (200-m-Lagen) überraschend nur im Hope-Kader landete.

Neben dem Medaillen- und dem Hope- gibt es einen Teamkader, dem etwa Ruderer, je vier Tischtennisspieler und -spielerinnen und die Handball-Nationalmannschaft angehören. Eine Olympia-Qualifikation der Handballer wäre eine Überraschung, ist aber keine Utopie. Das Team hat sich für die WM (Katar, Jänner) qualifiziert, und wenn es die nicht unglückliche Auslosung zum Viertelfinaleinzug nützen kann, stehen die Chancen auf Rio gut.

Stichwort Handball. Jenes Ranking der Sportverbände, das vor kurzem öffentlich wurde, sorgt nach wie vor für Aufregung. Vier Millionen Euro, ein Zehntel der öffentlichen Mittel, die jährlich in den Spitzensport fließen, sollen aufgrund dieses Rankings vergeben werden -- so will es das neue Bundes-Sportförderungsgesetz, dem eine neu eingerichtete Bundes-Sportkonferenz quasi Folge leisten sollte. Nur 25 von 60 Fachverbänden werden bedacht, Handball (37.) beispielsweise geht völlig leer aus. Das Ranking wird von vielen Verbänden hinterfragt, auch von weit vorne klassierten, nicht zuletzt die Zusammensetzung des zehnköpfigen Vergabegremiums wird heftig kritisiert, ihr gehören Präsidenten diverser Sportverbände an (Bob/Skeleton, Ski, Fußball, Leichtathletik). Zugespitzt formuliert kommen die Förderer gar nicht umhin, (auch) sich selbst zu fördern.

"Beinahe Rufmord"

Viele Funktionärinnen und Funktionäre fordern eine Reparatur des Gesetzes respektive eine Offenlegung der Vorgänge bei der Erstellung des Rankings. Und sie empören sich, weil nicht nur die Top 25, sondern auch die Plätze 26 bis 60 öffentlich gemacht wurde. "Das ist beinahe Rufmord." Sponsoren und Ausrüster drohen abzuspringen. Sportminister Klug nahm kurz auch dazu Stellung, sagte dem Standard, er beobachte das neue Sportförderungsgesetz und dessen Umsetzung nicht zuletzt "als Jurist sehr genau. Das Gesetz ist jung, man muss ihm Zeit geben." Das Ranking freilich hat auch Klug "in einigen Bereichen überrascht", er werde "Novellierungsvorschläge machen". Auch die Zusammensetzung der Bundes-Sportkonferenz ist laut Klug nicht in Stein gemeißelt. (Fritz Neumann, DER STANDARD, 16.10.2014)

Der aktuelle Kader der österreichischen Spitzenförderung für Olympia 2016 in Rio:

  • EINZELSPORTLER (29, bisher 27):

BEACH-VOLLEYBALL (4, bisher 2): Stefanie Schwaiger/Barbara Hansel (Hansel neu vom Team Rot-Weiß-Rot/TRWR) Clemens Doppler/Alexander Horst (neu vom Team-Kader)

GEWICHTHEBEN (1, bisher 0): Sargis Martirosjan (Neu-Aufnahme)

JUDO (3): Bernadette Graf, Kathrin Unterwurzacher, Sabrina Filzmoser

KANU (4, bisher 5): Viktoria Schwarz, Ana Lehaci, Yvonne Schuring, Corinna Kuhnle;

MODERNER FÜNFKAMPF (1): Thomas Daniel

PFERDESPORT (1, bisher 0): Victoria Max-Theurer (Neu-Aufnahme)

RINGEN (1): Amer Hrustanovic

RUDERN (1): Magdalena Lobnig

SCHIESSEN (1, bisher 2): Andreas Scherhaufer (Neu-Aufnahme)

SEGELN (10, bisher 6): Nico Delle Karth/Nikolaus Resch, Matthias Schmid/Florian Reichstädter, Thomas Zajac/Tanja Frank, David Bargehr/Lukas Mähr (Neu-Aufnahme), Lara Vadlau/Jolanta Ogar (bereits im Juni nach Ogar-Einbürgerung neu aufgenommen)

TRIATHLON (2, bisher 4): Lisa Perterer, Sara Vilic

Nicht mehr dabei: LEICHTATHLETIK (bisher 1), SCHWIMMEN (bisher 1)

  • PARALYMPICS (15, bisher 12):

KANU (1, bisher 1): Markus Swoboda

LEICHTATHLETIK (4, bisher 4): Thomas Geierspichler; Natalia Eder, Bil Marinkovic, Günther Matzinger

RAD/HANDBIKE (4, bisher 2): Walter Ablinger, Wolfgang Schattauer, Wolfgang Eibeck, Thomas Frühwirth (beide vom TRWR)

REITEN (1, bisher 1): Pepo Puch

SCHWIMMEN (2, bisher 1): Andreas Onea, Sabine Weber-Treiber (neu vom TRWR)

SEGELN (1, bisher 1): Sven Reiger

TISCHTENNIS (2, bisher 2): Doris Mader, Stanislaw Fraczyk

TEAMS (3 Sportarten, 5 Teams):

HANDBALL (1, bisher 2): Nationalteam Männer

RUDERN (2, bisher 3): LG-Zweier (Bernhard und Paul Sieber), LG-Vierer (Florian Berg/Joschka Hellmeier/Alexander Chernikov/Matthias Taborsky (Taborsky vom TRWR)

TISCHTENNIS (2): Herren (Robert Gardos, Daniel Habesohn, Stefan Fegerl, Chen Weixing - Chen neu dabei); Damen: Liu Jia, Sofia Polcanova, Amelie Solja, Li Qiangbing - Li neu vom TRWR).

Nicht mehr dabei: BEACH-VOLLEYBALL (Doppler/Horst neu im Medaillenkader), HANDBALL (Nationalteam Frauen, schon im Sommer aus Förderung genommen)

  • KADER HOPE (26 Kader-Mitglieder):

GOLF (1, bisher 0): Bernd Wiesberger (Neu-Aufnahme)

HOCKEY (1, bisher 1): Nationalteam Herren

JUDO (3, bisher 2): Tina Zeltner, Hilde Drexler, Ludwig Paischer (neu vom TRWR)

KANU (3, bisher 2): Viktoria Wolffhardt, Lisa Leitner, Violetta Oblinger-Peters (herabgestuft vom Medaillenkader)

LEICHTATHLETIK (3, bisher 4): Beate Schrott (herabgestuft vom Medaillenkader), Dominik Distelberger, Kira Grünberg (beide neu vom TRWR)

RINGEN (2, bisher 1): Florian Marchl, Daniel Gastl (neu vom TRWR)

SCHIESSEN (7, bisher 2): Alexander Schmirl, Thomas Mathis, Stephanie Obermoser, Lisa Ungerank (beide herabgestuft vom Medaillenkader), Bernhard Pickl, Gernot Rumpler, Olivia Hofmann (alle vom TRWR)

SCHWIMMEN (1, bisher 0): Lisa Zaiser (Neu-Aufnahme)

SEGELN (2, bisher 4): Benjamin Bildstein, David Hussl

TRIATHLON (2, bisher 0): Luis Knabl (herabgestuft vom Medaillenkader), Lukas Hollaus (neu vom TRWR)

WASSERSPRINGEN (1, bisher 1): Constantin Blaha.

Nicht mehr dabei: RAD (bisher 2): Elisabeth Osl, Alexander Gehbauer (beide in TRWR herabgestuft); TAEKWONDO (bisher 1): Edines Kurtovic (zur Zeit keine Förderung)

  • Weitere Herabstufungen:

BEACH-VOLLEYBALL (1): Doris Schwaiger (Karriere beendet)

LEICHTATHLETIK (4): Andreas Vojta, Lukas Weißhaidinger, Gerhard Mayer (alle von Hope ins TRWR), Ivona Dadic (bisher Hope, aktuell keine Förderung)

RUDERN (2): Markus Lemp, Dominik Sigl (beide LG-Vierer, neu im TRWR)

SCHWIMMEN (1): Dinko Jukic (aktuell keine Förderung)

TRIATHLON (1): Thomas Springer (aktuell keine Förderung)