Bild nicht mehr verfügbar.

Olsi Rama, Bruder des albanischen Premiers Edi Rama.

Foto: EPA/Banano

Bis vor kurzem kannte ihn kaum jemand, nun steht er im Mittelpunkt einer bilateralen Affäre. Olsi Rama, der jüngere Bruder des albanischen Premiers Edi Rama, war am Dienstag in Belgrad als einer der ganz wenigen Albaner beim Fußballmatch Serbien gegen Albanien anwesend. Als das Spiel abgebrochen werden musste, weil eine Drohne mit einer großalbanischen Fahne über das Stadion flog, wurde der Fußball plötzlich zum Politikum.

Auf dem Balkan bedeutet das, dass die Manipulation erst so richtig beginnt. Nicht nur lokale Medien, sondern sogar CNN berichteten, der Bruder des albanischen Premiers hätte von der VIP-Lounge aus die Drohne gesteuert. Olsi Rama war indes wie alle anderen Albaner aus dem Stadion gebracht worden: aus Sicherheitsgründen.

Der heute 45-Jährige studierte in Tirana Architektur. Sein Vater war ein bedeutender Bildhauer gewesen. Olsi spielte wie sein Bruder Edi für Dinamo Tirana Basketball. Von 1993 bis 1997 arbeitete er für die Open Society Foundation Soros in Tirana. 1997 ging er in die USA, nach Detroit. In seiner offiziellen Biografie steht, dass er auswanderte, nachdem seine Frau vom Geheimdienst bedroht worden sei, gerade weil Rama für George Soros gearbeitet hatte und als Journalist tätig war.

In Detroit war er an einem Krebsforschungsinstitut tätig. Von Nationalismus findet sich in seiner Biografie keine Spur. Ein Text weist als einen von Ramas Co-Autoren einen Serben aus.

Sicher ist, Olsi Rama kam häufig nach Albanien. 2011 unterstützte er seinen Bruder bei den Lokalwahlen, die dieser verlor. Seit Rama im Vorjahr die Parlamentswahlen gewann und Premier wurde, gehört auch der Bruder zu dessen Entourage. So begleitete Olsi Rama etwa ein Team von Geschäftsleuten nach Israel.

Olsi Rama gilt als ruhiger als sein Bruder. Als er am Dienstag nach Belgrad kam, war das Sicherheitsaufgebot enorm. Die 35 Albaner, die akkreditiert waren, wurden von über hundert Polizisten begleitet. Als das Gerücht aufkam, Olsi Rama habe die albanische Flagge "gesteuert", fanden serbische Medien gleich ein Foto eines Mannes mit einer albanischen Flagge um die Schultern. Es handelte sich allerdings um einen Journalisten, der in der übernächsten VIP-Box saß. Laut albanischen Medien "bekannten" zehn Kosovo-Albaner aus der Schweiz, die nach Belgrad gefahren waren, die Drohne gesteuert zu haben. Bestätigt ist dies nicht. Olsi Rama ist verheiratet und hat zwei Kinder. (Adelheid Wölfl, DER STANDARD, 16.10.2014)