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Wladimir Putin mit dem serbischen Präsidenten Tomislav Nikolic am Donnerstag in Belgrad.

Foto: EPA/VASILY MAXIMOV

Kampfjets düsen über Belgrad. Fallschirmjäger springen aus tausend Meter Höhe. Rund 3.800 Mitglieder der serbischen Armee marschieren und zeigen alles, was Serbien an Kampfgerät zu bieten hat. Hubschrauber überfliegen die Tribüne, auf der Russlands Präsident Wladimir Putin Donnerstagnachmittag mit der gesamten serbischen Staatsspitze die Militärparade in Belgrad beobachtet. Auch der Präsident der serbischen Entität in Bosnien, Milorad Dodik, ist da. Zum Schluss kommt die russische Kunstflugstaffel Strischi mit fünf MIG-29.

Nicht einmal der schönste Regenbogen fehlte, wie aus dem Bilderbuch. So einen schönen Regenbogen mit so satten Farben hat man in Belgrad schon lange nicht gesehen. "Ein Zeichen des Himmels für die slawisch-orthodoxen Brüder", hört man eine Frau flüstern.

Auch wenn Serbien im Jänner die Beitrittsverhandlungen mit der EU begonnen hat, schlägt das Herz der meisten Serben für Russland. "Putin, Putin" ruft die Menschenmasse. "Danke Putin" und "Wladimir, rette die Serben" steht auf Plakaten. Wladimir Wladimirowitsch lässt sich bejubeln. Serbien ist das einzige europäische Land außerhalb der GUS-Staaten, auf dessen Freundschaft Moskau zählen kann.

Von Belgrad nach Mailand

Dann kommt doch der angesagte Regen und klitschnass warten die Ehrengäste das Ende der Militärparade ab, der ersten nach fast dreißig Jahren in Belgrad. Putin kann auch kaum mehr abwarten, dass alles fertig ist. Die richtige Arbeit steht ihm erst bevor, aus Belgrad fliegt er direkt nach Mailand zum europäisch-asiatischem Gipfeltreffen (ASEM).

"Schritt des Siegers" heißt die Militärparade, mit der man am 16. Oktober den siebzigsten Jahrestag der Befreiung der einst jugoslawischen, heute serbischen Hauptstadt feierte. Zwar wurde Belgrad am 20. Oktober 1944 von jugoslawischen Partisanen und den Truppen der Roten Armee befreit, aber wer wird schon pingelig mit historischen Daten sein, wenn Wladimir Putin am eigentlichen Tag der Befreiung keine Zeit hat.

Gleichzeitig wird auch an den Beginn des Ersten Weltkrieges gedacht, einige Soldaten tragen die Uniform der serbischen königlichen Armee. Alle Redner erinnern an die historische Freundschaft Serbiens und Russlands, serbische Gastgeber beizeichnen Russland als die slawisch-orthodoxe Schutzmacht der Serben.

Bilaterale Abkommen

Mehrere Fernsehsender berichten live rund um den Besuch von Putin. Das Unterzeichnen aller möglichen bilateralen Abkommen, alle einzelnen Treffen des russischen Präsidenten, dutzende Reden werden übertragen. Abermals werden im Fernsehen die serbische und russische Nationalhymne intoniert. Man ist stolz Wlamir Wladimirowitsch in Belgrad zu haben.

Sieben bilaterale Abkommen wurden unterzeichnet, unter anderem über die Zusammenarbeit in der Militärindustrie, Energiewirtschaft und Infrastruktur.

Serbiens Ministerpräsident Aleksandar Vučić erklärte, Russland würde die Quoten für den Import von Fahrzeugen erhöhen, die Fiat in Serbien herstellt. Serbien hat vor vielen Jahren ein Freihandelsabkommen mit der Russischen Föderation unterzeichnet. "Serbien befindet sich auf seinem Weg in die EU, aber es wird sich niemals Sanktionen gegen Russland anschließen", wiederholt er wie eine Mantra auch bei dieser Gelegenheit.

Moskau droht mit Kürzungen

Nach den Sanktionen des Westens und Gegensanktionen Russlands sollte Serbien seine Chance nutzen und viel mehr auf den russischen Markt exportieren, vor allem landwirtschaftliche Produkte, sagte Putin.

Die von der EU-Kommission umstrittene Pipeline Southstream, die auch durch Serbien führen soll, bezeichnete Putin als "gut für alle". Und, sollte die Ukraine wieder unerlaubt Gas aus dem System züpfen, über das Erdgas weiter nach Europa fließt, würde Moskau die Gaslieferungen kürzen, wie das schon einmal der Fall war.

Darüber wird aber in Mailand die Rede sein, wo die Gespräche nicht in so einem freundschaftlichen Ton, wie in Belgrad, verlaufen werden. (Andrej Ivanji aus Belgrad, derStandard.at, 16.10.2014)