Overtec: Sebastian Hilscher mit Vater Nikolaus

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Von Montag bis Donnerstag ist Sebastian Hilscher im oberösterreichischen Pinsdorf zu Hause. Dort bewohnt er am Pinsdorfberg ein Zimmer mit Balkon und Blick auf den Traunstein im benachbarten Gmunden. Den Rest der Woche verbringt er in Wien oder in Laab im Walde (NÖ). Während andere diese Orte, an denen sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen, eher eilig verlassen, lebt sich der 25-Jährige dort erst so richtig ein.

Private Kontakte pflege er dort weniger, wegen der vielen Arbeit - die Produktionsstätte von Overtec, dem Unternehmen, dem Sebastian Hilscher gemeinsam mit seinem Vater Nikolaus vorsteht, steht in Attnang-Puchheim, eher bekannt als Verkehrsknotenpunkt der Österreichischen Bundesbahnen. Overtec ist auf die Entwicklung und Fertigung von Fertigelementen im Flachdach- und Brüstungsbereich spezialisiert und hat sich im vergangenen Geschäftsjahr positiv entwickelt: Der Umsatz, der im ersten Halbjahr 2013 bei 600.000 Euro lag, ist im Jahr 2014 auf 1,4 Millionen Euro angewachsen, und der Mitarbeiterstab wurde von acht (Ende 2013) auf heute 16 Personen aufgestockt.

Struktur, Hausverstand

Ob das mit der Investition der 100.000 Euro, die Hilscher vor fast genau einem Jahr bei "Demokratie 2.0", einem von Frank Stronach damals initiierten Wettbewerb gewonnen hat, zusammenhängt? Zum Teil ja, sagt er. Der Großteil des Preisgeldes floss in neue Produktionsmaschinen mit Kransystem - "der verbesserte Produktionsfluss macht uns 60 Prozent schneller." Zum anderen Teil kann einem so ein Gewinn einfach auch persönlich Aufwind geben, so Hilscher sinngemäß.

Energie jedenfalls, die als junger Chef helfen kann. Ein ausschlaggebender Grund für den frühen Einstieg in den Familienbetrieb war eine plötzliche und schwere Erkrankung seines Vaters. "Da überlegt man nicht lang, da tut man es einfach", so Hilscher. Dennoch aber war es mit dem Vater-Sohn-Gespann deshalb auch nicht einfacher. Bis zur heutigen Augenhöhe mussten einige Konflikte bewältigt werden. Heute habe der Vater und Firmengründer den "technischen Part" über, während er selbst gerne "rausgehe" - zu potenziellen Kunden und Partnern. Dabei profitiere er vom Wissen und der Erfahrung seines Vaters enorm, sagt er. Erfahrungen, die ihm aufgrund seines jungen Alters einfach fehlen, so Hilscher unverhohlen.

Wobei seine ersten Schritte im Familienunternehmen und die Art, wie Hilscher sich in der Rolle eines Geschäftsführers sieht, den Hausverstand des 25-Jährigen zeigen. Ein Beispiel: In einem kleinen Unternehmen mit nur wenigen Mitarbeitern mache jeder alles - "ich habe zunächst dafür gesorgt, dass bestimmte Aufgaben von denjenigen erledigt werden können, die diese am besten beherrschen. Als Chef muss ich darauf achten, dass die Mitarbeiter ihre Arbeit gut machen können, so dass ich selbst über die nächsten strategischen Schritte oder über neue Produkte nachdenken kann." Andere nennen das Leadership. Wobei Managementaufgaben auch nicht zu knapp kommen: Ein Tag sei maximal nur bis zu 60 Prozent genauer planbar, der Rest sei das Abmanagen von Ungeplantem. Das nächste Ziel: 50 Mitarbeiter zum 30er. (Heidi Aichinger, DER STANDARD, 18./19.10.2014)